Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 02. Okt 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (3.10. - 9.10. 2014)

Im Alten Kino in Rankweil wird diese Woche der bezaubernde Kinderfilm „Pettersson und Findus: Kleiner Quälgeist – große Freundschaft“ gezeigt. Am Spielboden Dornbirn steht dagegen mit Georg Wilhelm Pabsts Stummfilm „Die freudlose Gasse“ ein Klassiker auf dem Programm, den Peter Madsen & CIA musikalisch live begleiten werden.

Pettersson und Findus: Kleiner Quälgeist - große Freundschaft: Ali Samadi Ahadi hat mehrere Bücher von Sven Nordquist um den alten Bauer Pettersson und seinen quirligen Kater Findus zu einem liebevollen Kinderfilm verarbeitet, in dem sich reale Schauspieler und animierte Figuren vorzüglich ergänzen.
Hinreißend trifft Ahadi den Stil und die Farben der Bücher, beschränkt sich auf den Hof von Pettersson, seinen Nachbarn Gustavsson und dessen inaktiven Jagdhund sowie die Nachbarin Beda.
Da geht es zunächst um das Kennenlernen von Pettersson und Findus und wie der einsame und wortkarge Bauer durch den Kater, der – wie Pettersson bald erkennt – sprechen kann, aufblüht und zu reden beginnt. Der Kater bringt aber auch Leben in den Hof, lässt sich beispielsweise mehrmals eine Pfannkuchentorte für den Geburtstag backen, wobei aber vielfältige Hindernisse überwunden werden müssen…
Schon ziemlich großartig ist, wie in einer Szene das Filmformat von Breitwand auf Cinemascope wechselt, und pfiffig, wie in einer anderen ein Fuchs vertrieben werden soll.
Das ist nicht nur sehr liebevoll gemacht, sondern auch lustvoll gespielt, feiert Freundschaft und Mitgefühlt, ist kindgemäß erzählt, mischt gekonnt Spannung mit Witz und kommt ganz ohne Schnick-Schnack und moderne Technologien wie Handys und Laptop aus, sondern fokussiert mit warmherzigem Blick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und bietet dazwischen auch ein paar nette Songs.
Altes Kino, Rankweil: So 5.10., 17 Uhr

Peter Madsen & CIA play Silent Movies: Die freudlose Gasse:
Georg Wilhelm Pabsts Stummfilm über Klassengegensätze, Elend, Luxus und Gier im Wien der frühen 1920er Jahre gehört zu den Klassikern der Filmgeschichte.
Weniger nach vorwärts als vielmehr in die Breite entwickelt Pabst die Handlung, lässt sich rund 25 Minuten Zeit für die Exposition, in der er die Protagonisten und die unterschiedlichen Milieus vorstellt. In den Mittelpunkt stellt er drei arme junge Frauenschicksale, spricht Arbeitslosigkeit, Inflation, Hunger und sexuelle Ausbeutung durch die herrschenden Männer an.
Das Leben in der schäbigen Melchiorgasse kontrastiert er durch Lichtführung, Kulissen und Kleidung packend und eindringlich mit dem Luxusleben der Reichen, die nicht nur fein dinieren, Champagner genießen und sich mit gekauften Frauen amüsieren, sondern auch durch Manipulation der Börse die Unterschicht noch mehr ins Unglück stürzen.
Im grimmigen Blick auf menschliche Niedertracht wirkt „Die freudlose Gasse“ teilweise wie ein Vorfahre der Filme Ulrich Seidls oder ganz allgemein der Wiener Halbwelt- und Unterschichtfilme des letzten Jahrzehnts.
Melodramatisch sind die Geschichten, die Pabst erzählt, aber sein sozialkritisches Engagement, die beissende Kritik an Kapitalismus, Geldgier saturiertem Bürgertum, und die scharfe Gegenüberstellung von Reich und Arm haben nichts von ihrer Aktualität verloren und mit dem Dunkel der Straßenszenen, in denen auch explizit auf Dantes Inferno Bezug genommen wird, und dem Licht bei den Festgesellschaften wird auch schon die vierte Strophe von Brecht/Weills „Moritat von Mackie Messer“ vorweg genommen, die für die Verfilmung von „Die Dreigroschenoper“, bei der ebenfalls Pabst Regie führte, ergänzt wurde: „Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht.“
Spielboden Dornbirn: Mi 8.10., 20 Uhr