Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 28. Mai 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (29.5. - 4.6. 2015)

Filmforum Bregenz und TaSKino Feldkirch zeigen diese Woche Tim Burtons Künstler-Biopic „Big Eyes“. Im Takino Schaan läuft dagegen „Waste Land“, in dem die Britin Lucy Walker ein ungewöhnliches Kunstprojekt des Brasilianers Vic Muniz dokumentiert.

Big Eyes: Bilder von Kindern mit großen traurigen Augen wurden in den 1960er Jahren in den USA zum Verkaufsschlager – doch nicht für die eigentliche Malerin Margaret Keane, sondern für ihren Mann Walter, der angeblich aus verkaufstechnischen Gründen  die Gemälde als seine eigenen ausgab.
Tim Burton nützt diese Geschichte, um einerseits von der gesellschaftlichen Rolle der US-Frau in den frühen 1960er Jahren zu erzählen, andererseits um einen bösen Blick auf den Kunstbetrieb zu werfen. Er stellt nicht nur der Begeisterung der Öffentlichkeit für Keanes Bilder das vernichtende Urteil der Kunstkritik gegenüber, sondern zeigt auch den Übergang vom singulären Kunstwerk zur massenhaften Vermarktung mittels Postern und Postkarten.
Wie schon dem verachteten Filmregisseur Ed Wood setzt Burton so einer Frau ein Denkmal, deren Werk vielfach als Kitsch verlacht wurde und wird. Mit perfekter Ausstattung und kräftigen Farben erweckt er die 60er Jahre zum Leben, doch allzu sehr spielt sich Christoph Waltz als Walter Keane in den Vordergrund, macht seine Figur mit seinem ständigen Grinsen speziell in der finalen Gerichtsszene zur Karikatur. Zu blass bleibt dagegen Amy Adams als Margaret, auch wenn dies durchaus zur Selbstverleugnung dieser Frau passt, doch andererseits wird eben auch nicht verständlich, wieso sie sich von ihrem Mann so unterdrücken ließ.
Zwar ist das immer noch sehr unterhaltsam, doch bewegt sich „Big Eyes“ insgesamt zu sehr in den Bahnen üblicher Biopics und lässt die Eigenheiten, das Schrille und Phantastische, das die besten Filme Burtons auszeichnet leider vermissen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 30.5., 22 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 29.5. + Sa 30.5. - jeweils 22 Uhr

Waste Land:
Die britische Dokumentarfilmerin Lucy Walker begleitete über drei Jahre ein Kunstprojekt des Brasilianers Vic Muniz, bei dem er Müllsammler auf den Deponien von Rio de Janeiro mit dem gefundenen Abfall klassische Kunstwerke nachstellen ließ.
Mit einer beweglichen Digitalkamera folgt Lucy Walker kommentarlos der Genese dieses Projekts. Wie Muniz dabei immer mehr in den Hintergrund tritt und den „Müllpflückern“, den so genannten „Catadores“ den filmischen Raum überlässt, überlässt auch Walker den Protagonisten den Raum, bleibt stille begleitende Beobachterin. Sie fängt dabei sowohl das Elend auf dieser größten Mülldeponie der Welt ein, lässt den Zuschauer den Dreck und Gestank im Kino fast riechen, zeigt aber auch die Würde dieser Menschen, die stolz auf diese Arbeit sind, die im Gegensatz zu Prostitution und Drogenhandel ein schmutziges, aber ehrliches Geschäft ist. So nah Walker auch an den Menschen dran ist, ihnen auch in ihre armseligen Hütten folgt, so wenig ist der Blick voyeuristisch.
Gleichzeitig vermittelt „Waste Land“ aber auch eindringlich, wie aus dem Müll, den die Protagonisten bald nicht mehr als Müll, sondern als recycelbare Materialien bezeichnen, Kunst werden kann. Eindrücklich vermittelt Walker mit Zeitraffer die Entstehung dieser Kunstwerke, die einerseits Porträts der Müllmenschen sind, andererseits klassische Kunstwerke wie Davides „Ermordung von Marat“ nachstellen und drittens den Müll, der ihr Arbeitsfeld ist, ins Kunstwerk einbinden. Kunst und Leben fließen so zusammen und gleichzeitig entwickeln die Protagonisten durch diese künstlerische Tätigkeit auch ein neues Selbstbewusstsein.
Und einer setzt sich da natürlich auch ein Denkmal als der große Meister und Macher im Hintergrund: Vic Muniz. – Seine Person hinterfragt Walker nicht, lässt stehen, was er sagt. Aber wie Muniz´ Fotoserie „Pictures of Garbage“ dient ja auch der Film einem guten Zweck, und so sollte und darf man diesbezüglich wohl kaum allzu kritisch sein.
Takino Schaan: Mi 3.6., 19.30 Uhr