Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 28. Sep 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (29.9. - 5.10. 2017)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche die ebenso stimmungsvolle wie spannende Daphne du Maurier-Verfilmung „My Cousin Rachel“. Am Spielboden Dornbirn steht das quälend intensive Kammerspiel „Innen Leben“ auf dem Programm, in dem Philippe van Leeuw die Situation von Zivilisten im Syrienkrieg vermitteln will.

My Cousin Rachel: Obwohl der Gutsherr Philip die undurchschaubare Rachel verdächtigt, seinen Cousin ermordet zu haben, verfällt er der stets schwarz gekleideten Frau.
„Ich war ein Waise, aber mein Cousin Ambrose nahm mich auf und war für mich wie ein Bruder.“ – Mit dem einleitenden Voice-over Philips ist die Perspektive des im Cornwall des frühen 19. Jahrhunderts spielenden Psychodramas vorgegeben. In jeder Szene ist Philip präsent, der Zuschauer ist ständig nur auf seinem Wissensstand, bleibt aber im Gegensatz zum emotionalen Protagonisten distanzierter Beobachter und wird somit auch sein Verhalten kritisch betrachten.
Geschickt dreht der 61-jährige Roger Michell in seiner Verfilmung von Daphne du Mauriers Roman, der schon ein Jahr nach seinem Erscheinen 1952 von Henry Koster mit Richard Burton und Olivia de Havilland erstmals verfilmt wurde, an der Spannungskurve, indem er den Zuschauer nie Klarheit über die wahren Intentionen der geheimnisvollen Frau gewinnen lässt. Bald erscheinen die Verdächtigungen der Umwelt nämlich als unbegründet und Rachel als herzensgute liebenswürdige Frau, bald als durchtriebenes Luder, das nur hinter dem Geld her ist, dann wieder als Frau, die nach Unabhängigkeit strebt und sich den Besitzansprüchen Philips zu entziehen versucht.
Bis zum Ende in der Schwebe und damit spannend bleibt so „My Cousin Rachel“ dank dieser schillernden, von Rachel Weisz wunderbar ambivalent gespielten Frauenfigur. Sie ist die Triebfeder und das dunkle Herz des Films, kaum entwickelt werden dagegen die Nebenfiguren. Konventionell bleibt abgesehen von dieser Figurenzeichnung auch die Inszenierung, bietet aber nicht zuletzt dank der von Kameramann Mike Eleys trefflich eingefangenen Kulisse Cornwalls mit ihren grünen Wiesen und der Steilküste sowie prächtiger Ausstattung und atmosphärischen Innenszenen ebenso gediegene wie spannende Unterhaltung.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 29.9. + Sa 30.9. – jeweils 22 Uhr


Innen Leben:
Der Belgier Philippe van Leeuw spiegelt in seinem nach einem eigenen Drehbuch entstandenen Kammerspiel die Gräuel des Syrienkrieges im Alltag von neun Menschen, die sich in einer Wohnung in Damaskus verbarrikadiert haben.
Weder zeitlich noch geographisch wird die Handlung im Grunde verankert, weder Politik noch Religion spielen eine Rolle, für jeden Krieg steht das Geschehen und der Krieg an sich dringt auch nie wirklich in die Wohnung vor, übt aber von außen enormen Druck auf die Wohngemeinschaft aus. Details wie ein prächtiger Esstisch und Stühle oder Familienfotos auf einer Anrichte und eine prall gefüllte Bücherwand evozieren eine Ahnung vom einst glücklichen Leben einer bürgerlichen Familie, jetzt aber geht es nur noch ums Überleben.
Immer wieder hastet die Kamera hinter den Protagonisten her durch die Wohnung, sperrt den Zuschauer mit den Protagonisten in den engen Räumen ein und vermittelt, unterstützt von einem großartigen, von Hiam Abbass angeführten Ensemble quälend intensiv die klaustrophische Stimmung und die Gräuel des Krieges. Tiefere Einsichten und Einblicke in Hintergründe will van Leeuw freilich keine bieten, sondern zielt einzig darauf ab das Unbeschreibliche erfahrbar zu machen. Allzu sehr mag er dabei die Ereignisse auch mit Effekten zuspitzen, doch leichtfertig wird man nach diesem Film kaum mehr auf Flüchtlinge aus Syrien blicken, sondern tiefes Mitgefühl für sie hegen.
Spielboden Dornbirn: Fr 29.9. + Mi 4.10. – jeweils 19.30 Uhr