Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 28. Dez 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (29.12. 2017- 4.1. 2018)

Im Filmforum Bregenz laufen diese Woche nochmals der türkische „Katzenfilm“ „Kedi – Von Katzen und Menschen“ und Christian Duguays sehr konventioneller, aber bewegender Spielfilm „Ein Sack voll Murmeln“, in dem zwei jüdische Kinder vor dem Nazi-Terror durch Frankreich flüchten müssen.

Kedi – Von Katzen und Menschen: Mit einer Flugaufnahme über Istanbul präsentiert Ceyda Torun, die in den 1980er Jahren in der Türkei aufwuchs, aber seit ihrer Highschool-Zeit in den USA lebt, die Bosporus-Metropole als Schausplatz ihres Dokumentarfilm. Vom Himmel herab begibt sie sich auf Katzenperspektive, um sieben herrenlosen Vertretern dieser Spezies durch ihren Alltag zu folgen.
Keineswegs verwildert wirken diese Tiere, sondern gepflegt, denn sie werden liebevoll umsorgt von Menschen, die sie einst fanden. Über die Katzen streift Torun auch bestimmte Viertel von Istanbul wie den Markt und den Hafen, blickt auf einen Fischhändler oder ein edles Restaurant, wo die Porträtierten Nahrung bekommen.
Im schwebend-verträumten Rhythmus der Szenen, der durch die Musik unterstützt wird, beschwört die Regisseurin zwar auch die Stimmung der Großstadt, detaillierteren Einblick bekommt man aber kaum.
Zu sehr ins Zentrum werden dazu doch die Katzen gestellt, die einerseits mit Namen wie „Die Gaunerin“, „Die Liebhaberin“ oder „Der Gentleman“ auch vermenschlicht werden und deren Putzigkeit in zahlreichen Großaufnahmen auch herausgestrichen wird. Mehr Kalenderspruchweisheiten als Tiefgang bringen auch die Gespräche mit den Menschen, die sich um die Katzen kümmern, und ihnen attestieren, dass die schnurrenden Vierbeiner Lebensfreude in die Großstadt bringen, angeblich schlechte Energien absorbieren und Glück bringen und teilweise gar betonen, dass diese Tierchen ihnen erst Lebenssinn gegeben haben. – So putzig wie die Katzen will dieser Film sein, schielt ständig darauf, beim Zuschauer Entzücken über seine Protagonisten hervorzurufen und bleibt trotz einer beeindruckenden finalen Montagesequenz, die nochmals die Protagonisten bündelt, insgesamt doch ein recht dürftiges Filmchen, das wohl nur Katzenfans begeistern wird.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 29.12., 22 Uhr

 

Ein Sack voll Murmeln: Paris 1941: Das Leben der jüdischen Bevölkerung wird zunehmend von Repressalien durch die deutschen Besatzer eingeschränkt. Als Deportationen beginnen, beschließt eine jüdische Familie zu fliehen. Um aber nicht aufzufallen, soll dies getrennt erfolgen und so müssen sich der 13-jährige Maurice und sein zehnjähriger Bruder Joseph allein unter konsequenter Verleugnung ihrer jüdischen Identität ins noch freie Südfrankreich durchschlagen.
Eindringlich vermittelt Christian Duguay in seiner Verfilmung von Joseph Joffos 1973 erschienenem autobiographischen Roman nicht nur, wie eine unbeschwerte Kindheit abrupt endet, sondern macht in prägnanten Szenen auch die Absurdität des Rassenwahns sichtbar. Tief lässt er den Zuschauer in die Gefühlswelt der Brüder eintauchen, lässt ihn ihre Einsamkeit und ihre Sehnsucht nach den Eltern ebenso nachempfinden wie die permanente Angst entdeckt zu werden.
Doch trotz des ernsten Themas ist „Ein Sack voll Murmeln“ kein niederschmetternder Film. Denn einerseits erfahren die Flüchtenden (stark: Dorian Le Clech und Batyste Fleurial Palmieri) mehrfach, Solidarität, andererseits lassen den Zuschauer Momente kindlichen Spiels und Spaßes sowie weite lichtdurchflutete Bilder der sommerlichen südfranzösischen Landschaft, die einen starken Kontrast zu beklemmend engen Büros- und Verhörszenen bilden, immer wieder durchatmen.
Mit Verve feiert Duguay dabei auch den Einfallsreichtum und Überlebenswillen der beiden Jugendlichen, gleichzeitig wirkt der sorgfältig ausgestattete und rund, aber auch sehr konventionell erzählte Film in seiner optimistischen Grundstimmung aber auch etwas zu glatt angesichts des realen Schreckens des Holocaust.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 30.12., 22 Uhr