Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 27. Apr 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.4. - 4.5. 2017)

Das TaSKino Feldkirch blickt diese Woche mit „The Founder“ auf die Anfänge der Fastfood-Kette McDonald´s. Das Schlosskino Balzers lädt dagegen in der Reihe „Gutenberg im Kino“ mit Jessica Hausners „Lourdes“ zu einer formal stringenten, aber auch anspruchsvollen Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen ein.

The Founder: John Lee Hancock zeichnet die Anfänge der McDonald´s Korporation in den 1950er Jahren nach – oder vielmehr wie der eiskalte Geschäftsmann Ray Kroc (großartig: Michael Keaton) die McDonald´s-Brüder ausstach.
Der Antagonismus von Raubtierkapitalismus, in dem Menschlichkeit keinen Platz hat, auf der einen Seite und der Gutmütigkeit der Brüder, denen die Qualität der Produkte ein hohes Anliegen ist, ist die Triebfeder von «The Founder», aus diesen Reibungen entwickelt der Film seine Spannung.
Plastisch arbeitet John Lee Hancock nicht nur heraus, wie letztlich nicht nur im Krieg, sondern auch im Wirtschaftsstreit der Sieger die Geschichte schreibt und der Name des Verlierers getilgt wird, sondern auch, welche Aspekte zum Erfolg des Unternehmens beitrugen. Nicht nur die auf äußerste Effizienz getrimmte Produktion gehört dazu, sondern eben auch das Logo mit dem großen «M» und den gelben Bögen bis hin zum Namen «McDonald´s», der ganz andere Zugkraft hat als beispielsweise «Kroc».
Das Unternehmen McDonald´s und seine Esskultur an sich stehen hier freilich nicht zur Diskussion. Kritische Durchleuchtung in diese Richtung interessiert Hancock nicht, wirbt zwar nicht offen dafür, macht aber doch mit stets glücklichen Familien und Kindern vor den blitzblanken Restaurants doch mehr Lust auf einen Burger als davor abzuschrecken.
Für einen großen Film, der nachwirkt, fehlen «The Founder» zwar Schärfe und Bitterkeit, denn wie ein Burger immer gut konsumierbar soll dieser Film sein. Aber eine unterhaltsame Lektion in Sachen Kapitalismus und marktwirtschaftlichen Praktiken gelingt Hancock, der mehr solider Handwerker als genialer Regisseur ist, hier allemal – nicht zuletzt dank Michael Keaton, dem zwei Stunden lang zuzuschauen großes Vergnügen bereitet.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 1.5. bis Do 4.5.

Lourdes: Emotionslos und distanziert begleitet Jessica Hausner eine Pilgergruppe während ihres Aufenthalts im Wallfahrtsort Lourdes. Über die Geschichte des Ortes erfährt man so wenig wie über die Biographie der Reisenden. Hausners Blick ist dokumentarisch. Ganz beiläufig bietet sie einen von trockenem Humor durchzogenen Einblick in den Wallfahrtsbetrieb. Echter Glaube trifft dort auf die Kommerzialisierung desselben, da werden Hoffnungen geschürt und damit ein Geschäft gemacht. Lourdes dient Hausner nicht als fotogener Hintergrund, sondern als widersprüchlicher Resonanzboden, der meisterhaft mit der Handlung verwoben ist. Im Mittelpunkt steht die 33-jährige Christine (Sylvie Testud), die an multipler Sklerose leidet und vom Hals abwärts gelähmt ist. Nicht die Hoffnung auf ein Wunder, sondern der Wunsch, unter Menschen zu sein, hat sie die Wallfahrt machen lassen. Skeptisch nimmt sie am Reiseprogramm mit Besuch der Grotte oder einer nächtlichen Messe in der Kathedrale teil. Und doch kann sie plötzlich wieder gehen. Aber macht so ein Wunder einen Menschen wirklich glücklicher?
Mehr noch als durch das Aussparen aller Nebengeschichten gewinnt "Lourdes" durch die Bildsprache große Stringenz und Dichte. Kahl und aufs Wesentliche reduziert sind die weitgehend statischen Einstellungen, präzis gesetzt sind Farben und Musik. Jedes Detail zielt auf Bedeutung ab, jede Szene wirft implizit neue Fragen nach Gott und der Welt auf, nach Hoffnung und dem Sinn des Lebens. Antworten liefert der Film keine, vielmehr wird der Zuschauer auf sich selbst zurückgeworfen und gezwungen, sich diesen existentiellen Fragen zu stellen. Aber Achtung: Wer sich auf Hausners kühles und karges Werk nicht einlässt, wird sich zwangsläufig langweilen.
Schlosskino Balzers: Do 4.5., 18 Uhr