Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 26. Sep 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.9. - 3.10. 2013)

Beim TaSKino Feldkirch steht diese Woche die romantische Komödie „Drei Stunden“ auf dem Programm. Der Spielboden Dornbirn zeigt in Kooperation mit dem Frauenmuseum Hittisau mit „Antonias Welt“ einen Klassiker des Frauenfilms,.

Drei Stunden: Gegensätzliche Menschen sind Martin und Isabel im Grunde. Während er seine Träume von einer besseren Welt in einem Theaterstück zum Ausdruck bringt, versucht sie konkret die Verbreitung von genmanipulierten Lebensmitteln zu verhindern und meldet sich immer wieder für Auslandseinsätze. Trotz der Gegensätze sind sie schon seit Jahren beste Freunde, doch gerade an dem Tag, an dem Isabel zu einem dreijährigen Arbeitseinsatz nach Mali abreisen will, wird Martin klar, dass diese Öko-Aktivistin die Frau seines Lebens ist. Als er ihr am Flughafen seine Liebe gesteht, reagiert sie verstört und lässt ihn stehen. Er fährt zurück in die Stadt, doch auch ihr bleiben aufgrund einer Verspätung des Flugs noch drei Stunden Zeit...
Boris Kunz` Abschlussfilm für die Münchner Filmhochschule ist eine romantische Komödie klassischen Zuschnitts, aber leider weit entfernt von der Qualität von Richard Linklaters „Before“-Trilogie. Das liegt weniger an der vorhersehbaren Handlung als vielmehr an der ausgesprochen biederen, fernsehgemäßen Inszenierung mit simplem Schuss-Gegenschussverfahren, das jeden inszenatorischen Einfall vermissen lässt. Nur angeschnitten, aber nicht ausgenützt wird auch das Potential, das München als Ambiente böte. Diese Schwachstellen können auch die bis in die Nebenrollen überzeugende Besetzung und ein Soundtrack, der eine schwerelos-melancholische und traumverlorene Stimmung beschwört, nicht wettmachen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 27.9. bis Mi 2.10.


Antonias Welt: Eine alte Frau erhebt sich aus ihrem Bett und aus dem Off erklärt eine weibliche Stimme, dass Antonia nun den letzten Tag ihres Lebens beginnt. Die Stimme, die erst am Ende des Films einer Person zugeordnet wird, wird das Geschehen der nächsten 100 Minuten raffen und kommentieren, wird den Zuschauer nicht nur begleiten, sondern auch durch die Ereignisse, die einen Zeitraum von 50 Jahren umfassen, leiten.
Denn am Tag ihres Sterbens erinnert sich Antonia an ihr Leben, erinnert sich daran, wie sie nach der Befreiung Hollands im Jahre 1945 anlässlich des Todes ihrer Mutter in ihr Heimatdorf zurückkehrte und den Bauernhof übernahm. Abgelehnt wurde sie von der patriarchalischen bäuerlichen Gesellschaft und gerade deshalb wurde Antonias Hof zur Zufluchtstätte für die Ausgestoßenen, für geistig Zurückgebliebene, einen verwitweten armen Bauern, einen Kaplan, der von der Kirche abfällt.
Männer spielen im Leben dieser Gesellschaft keine Rolle, benötigt werden sie allein als Erzeuger von Nachwuchs. Nur um ein Kind - natürlich wieder eine Tochter - zu bekommen, sucht sich Antonias Tochter Danielle einen Liebhaber in der Stadt. Und auch Danielles Tochter, die mathematisch und musikalisch hochbegabte Therese wird keine Ehe schließen, sondern ihre Tochter Sarah über ihren Freund stellen.
Die Haupthandlung dieser sich über vier Generationen spannenden Chronik wird durch zahlreiche Nebengeschichten und prägnante Randfiguren ergänzt. Negative Momente wie eine Vergewaltigung oder der immer wieder Schopenhauer zitierende Nihilist Finger fehlen nicht und dennoch ist Marleen Gorris 1996 mit dem Oscar ausgezeichneter Film eine unglaublich kraftvolle und vitale Liebeserklärung an das Leben und an die Kraft und Stärke der Frauen.
Die Jahreszeiten vergehen, wunderbar strukturiert wird die Handlung durch die wiederkehrenden Feste im Hof, es wird geboren und es wird gestorben, es wird geliebt und es wird gehasst - doch all diese Gegensätze gehören zum Leben dazu und bei Antonias Tod sind am Ende dieser sehr versöhnlichen, großen feministischen Utopie schließlich alle Toten mitten unter den Lebenden.
Spielboden Dornbirn: Mi 2.10., 20 Uhr