Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 26. Dez 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.12. 2013 - 2.1. 2014)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Noémie Lvovskys Zeitreisekomödie „Camille – Verliebt nochmal!“. Hochspannendes und aktuelles Actionkino gibt es dagegen mit „Captain Phillips“ im Kino Madlen in Heerbrugg zu sehen.

Camille – Verliebt nochmal! Im Leben der 40jährigen Camille läuft momentan nichts rund. Als Schauspielerin darf sie nur in trashigen Horrorfilmen Mordopfer spielen und ihr Mann, mit dem sie seit der Schulzeit zusammen war, hat sich wegen einer Jüngeren scheiden lassen. Ihren Kummer ertränkt sie im Alkohol, trinkt an Silvester mit ihren ehemaligen Schulkolleginnen so ausgiebig, dass sie in Ohnmacht fällt – und im Krankenhaus als 16-Jährige erwacht, selbst aber das Wissen der 40-Jährigen hat und auch weiterhin von Noémie Lvovsky weiterhin gespielt wird. Alles setzt sie nun daran die Dinge anders zu machen, vor allem mit ihrem Ex-Mann keine Beziehung zu beginnen und ihre Eltern vor drohendem Unglück zu bewahren, doch alles passiert letztlich wieder genau so, wie vor rund 25 Jahren.
Stimmungsvoll und detailreich fängt Hauptdarstellerin und Regisseurin Lvovsky mit Hits wie Nenas „99 Luftballons“ und „Walking on Sunshine“ sowie liebevoller Ausstattung die 1980er Jahre ein und versteht auch zu berühren, wenn Camille die von Yolande Moreau und Michel Vuillermoz hinreißend gespielten Eltern über den Tod hinaus bewahren will, indem sie ihre Stimmen mit einem Kassettenrekorder aufnimmt.
Mit 115 Minuten ist dieser Zeitreisefilm zwar zu lang geraten, aber darüber lassen zumindest teilweise wunderbare Kleinauftritte von Altstars wie dem Truffaut-Darsteller Jean-Pierre Leaud als Uhrmacher – ein zentraler Beruf für einen Zeitreisefilm – oder Denis Podalydes als einsamer geschiedener Physiklehrer, der eine nicht eindeutig zu klassifizierende Beziehung zu Camille entwickelt, oder Matthieu Amalric als steifer Französischlehrer hinwegsehen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 28.12., 22 Uhr


Captain Pillips: Im April 2009 kaperten somalische Piraten das amerikanische Frachtschiff Maersk Alabama. Es entwickelt sich ein Psychokrieg zwischen den Piraten, die den Kapitän in einem Rettungsboot entführen, und den USA, die mit einer Einsatztruppe die Geiselnahme beenden wollen.
Wie in seinen beiden „Bourne“-Filmen oder „Flug 93“, der sich ganz auf die Flugzeugentführung am 11.9. 2001 konzentrierte, zieht der Brite Paul Greengrass auch in diesem Thriller den Zuschauer mit quasidokumentarischer Handkamera ins Geschehen hinein, lässt ihn direkt daran teilhaben und nimmt ihn praktisch selbst in Geiselhaft. Ganz auf die Entführung konzentriert sich Greengrass, spart eine breite Schilderung von Hintergründen aus, macht in der pointierten Gegenüberstellung von in Lumpen gekleideten Piraten und durchorganisierter und bestens ausgerüsteter amerikanischer Einsatztruppe, aber auch im Gegensatz von riesigem Frachtschiff und dem kleinen Boot, mit dem die Piraten anrücken, die Kluft zwischen USA und den armen Ländern des Südens und die Asymmetrie dieses Kampfes sichtbar.
Greengrass ist nah an den Figuren, sorgt mit dynamischer Inszenierung und der sukzessive vorangetriebenen Eskalation der Ereignisse von der ersten bis zur letzten Minute für Spannung, bleibt aber trotz der Besetzung der Hauptrolle mit dem Star Tom Hanks nüchtern und wohltuend unheroisch.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 30.12., 20.15 Uhr