Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 26. Jul 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.7. - 2.8. 2018)

Beim FKC Dornbirn steht diese Woche Emily Atefs mit sieben deutschen Filmpreisen ausgezeichneter Spielfilm „3 Tage in Quiberon“ auf dem Programm, in dem Marie Bäumer als Romy Schneider brilliert. Das Filmforum Bregenz zeigt dagegen in Anwesenheit von Karl Markovics dessen Regiedebüt „Atmen“.

3 Tage in Quiberon: 1981 besuchen eine Wiener Freundin (Birgit Minichmayr) und zwei Journalisten des „Stern“ den psychisch schwer angeschlagenen und alkoholkranken Weltstar Romy Schneider in einem Kurhotel in der in der Bretagne gelegenen Hafenstadt Quiberon.
Getragen von einer großartigen Marie Bäumer in der Hauptrolle leuchtet Emily Atef bestechend die psychische Verfassung Romy Schneiders aus. Perfekt trifft Bäumer, die auch physiognomisch an die legendäre österreichische Schauspielerin erinnert, das Lachen und die Bewegungen Schneiders und lässt sie zwischen Ausgelassenheit und Verzweiflung schwanken. Sie macht erfahrbar, wie der Star unter der Angst um den Verlust des über alles geliebten Sohns, der zum Vater ziehen will, leidet, wie ausgebrannt sie ist und wie sie sich von den Journalisten ausnützen lässt und dann über die veröffentlichten Geschichten noch tiefer in ein psychisches Loch stürzt.
Es ist eine große und – nicht zuletzt aufgrund der Schwarzweißbilder - sehr stimmungsvolle Hommage an die Schauspielerin, die auch darunter leidet, dass sie immer noch und immer wieder auf die „Sissi“-Rolle angesprochen wird, aber auch eine Abrechnung mit der Presse, die rücksichtslos die Menschen manipuliert, ohne Gedanken an die Folgen für die Betroffenen.
Große Dramatik entwickelt sich hier kaum, denn Atef beschränkt sich auf die Rekonstruktion der Ereignisse. Dennoch besticht „3 Tage in Quiberon“ als Schauspielerfilm durch den differenzierten Blick auf den Star in der schweren Krise.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 1.8., 18 Uhr + Do 2.8., 19.30 Uhr

 

Atmen: Der 19-jährige Roman (Thomas Schubert) büßt eine fünfjährige Haftstrafe ab. Um sich auf das Leben danach vorzubereiten, darf er als Freigänger in einem Bestattungsunternehmen arbeiten – und findet gerade im Kontakt mit dem Tod ins Leben zurück.
Einfach und geradlinig erzählt Karl Markovics diese Geschichte einer Befreiung und zweiten Menschwerdung. Die wortkarge und nüchterne Inszenierung korrespondiert kongenial mit dem Charakter des von Thomas Schubert gerade in seiner Zurückhaltung und Sprachlosigkeit großartig gespielten Protagonisten. In kalten Farben, wiederkehrenden Einstellungen von engen Gängen und dem sich wiederholenden Alltag, der immer wieder in statischen Totalen eingefangen wird, kehrt Kameramann Martin Gschlacht die Isolation und innere Gefangenheit nach außen. Trotz Cinemascope-Format stellt sich hier kein Gefühl der Freiheit, sondern vielmehr der Beklemmung und Verlorenheit ein. Und so verschlossen wie Roman ist zunächst auch der Film, bietet erst langsam Einblick in die Biographie des Jugendlichen, öffnet sich dann aber immer mehr und bringt am Ende auch die Tat ans Licht, die zur Haftstrafe führte.
Markovics versucht nicht zu emotionalisieren, zieht den Zuschauer aber gerade durch die Sachlichkeit und den genauen, fast dokumentarischen Blick in die Befindlichkeit seines Protagonisten. Jede Einstellung und jeder Schnitt sind hier überlegt gewählt und auch die Konsequenz, mit der sich Motive wie das Atmen oder auch die Zugfahrten zwischen Gefängnis und Arbeitsstelle durch den Film ziehen, verleihen „Atmen“ große Dichte und machen diese Studie zu einem Debüt von seltener Reife.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 2.8., 20 Uhr – in Anwesenheit von Regisseur Karl Markovics