Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 25. Feb 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.2. - 3.3. 2016)

Das TaSKino zeigt diese Woche Marcel Gislers autobiographisch gefärbten Spielfilm "Rosie". Am Spielboden Dornbirn und im Filmforum Bregenz steht dagegen mit "Sture Böcke" eine knochentrockene isländische Komödie auf dem Programm.

Rosie: Der Schlaganfall der alkoholkranken Mutter Rosie führt den schwulen Schriftsteller Lorenz nicht nur aus Berlin zurück in seine Heimatstadt Altstätten, sondern lässt ihn auch seine Familiengeschichte aufarbeiten.
Eindrücklich wird im nach 14 Jahre Leinwandabstinenz ersten Spielfilm des Ostschweizers Marcel Gisler deutlich, wie Biographien an kleinbürgerlicher Enge zerbrochen sind, wie Lebensträume aus Angst nicht ausgelebt wurden. Gleichzeitig ändert sich freilich in dieser Aufarbeitung der Blick der Kinder auf den zuvor wenig geschätzten Vater.
Hervorragend ist das gespielt, nicht nur von Sybille Brunner in der Rolle der Rosie. Ungemein authentisch und natürlich – an die Filme von Andreas Dresen erinnernd – wirkt dieser Dialektfilm im Blick und atmosphärisch dicht in der Einbettung ins soziale Umfeld.
So einfühlsam und nah am Leben, so genau und treffend „Rosie“ aber auch ist, so lässt Gisler doch auch den Humor nicht zu kurz kommen. Dieser verleiht seinem Film trotz ernster Themen wie schwieriger Familienverhältnisse, Altern und Krankheit Leichtigkeit. Schön schließt sich der Kreis mit einem neuen Buch von Lorenz, in dem er – wie teilweise Gisler in diesem Film – die Geschichte seiner Eltern erzählt.
TaSkino Feldkirch:
Fr 26.2., 22 Uhr

Sture Böcke: Seit vierzig Jahren haben die Brüder Gummi und Kiddi kein Wort mehr gewechselt, doch wenn es um die Rettung der letzten Schafe im abgelegenen nordisländischen Tal geht, werden solche Gräben überwunden.
Knochentrocken, unaufgeregt und mit herrlichem Sinn für Witz, wenn Gummi den Hund Somi mit Hundebellen ruft oder den halbtot im Schnee liegenden Bruder nicht anrührt, sondern mit der Baggerschaufel seines Traktors auflädt und vor dem Krankenhaus in der nächsten Stadt abliefert, erzählt Grimur Hakonarson in seinem zweiten Spielfilm diese kleine Geschichte.
„Sture Böcke“ lebt vom genauen Blick für Details wie Gummis Essenszubereitung mal mit Schaffleisch aus einem Kübel, mal mit festlichem Weihnachtsbraten, zu dem er auch einen speziellen Pullover anzieht, ebenso wie – und ganz zentral - von der Einbettung in die isländische Landschaft und der großartigen Kameraarbeit von „Victoria“-Kameramann Sturla Brandth Grovlen.
Auf große Kamerabewegungen verzichtet Grovlen hier, vertraut auf die Majestät der isländischen Landschaft, den rauen Wind, den wolkenverhangenen Himmel, den Bergrücken im Hintergrund, taucht den ganzen Film in Erdfarben, in Braun, Grau und Blau, während helle Töne wie Rot oder Gelb weitgehend fehlen.
Ein knorriger und eigenwilliger Film ist das, der freilich im Zusammenprall der Gegensätze großes Vergnügen bereitet, dessen Handlung zwar vorhersehbar ist, dessen abruptes und offenes Ende dennoch überrascht – und vor allem jeden Anflug von Sentimentalität vermeidet.

Spielboden Dornbirn: Sa 27.2., 19.30 Uhr Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Sa 27.2., 22 Uhr