Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 25. Jän 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.1. - 1.2. 2018)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Sam Garbarskis Tragikomödie „Es war einmal in Deutschland…“ (am 31.1. in Anwesenheit des Autors Michel Bergmann). Spielboden Dornbirn und am 7.2. die LeinwandLounge in der Remise Bludenz bieten dagegen mit „Teheran Tabu“ Einblick in die Unterdrückung der Frau und Korruption im Iran.

Teheran Tabu: Ali Soozandeh zeichnet in seinem zunächst mit realen Schauspielern gedrehten und dann mit Motion-Capture- und Rotoskop-Verfahren animierten Film ein bedrückendes Bild der Unterdrückung der Frau und der Korruption in der iranischen Hauptstadt.
Während die Not eine alleinerziehende Mutter, deren Mann wegen Drogenhandels im Gefängnis sitzt und nicht in die Scheidung einwilligt, in die Prostitution treibt, wird einer anderen Frau von ihrem repressiven Ehemann nicht erlaubt eine Arbeit als Lehrerin anzunehmen. Heftig attackiert Soozandeh Doppelmoral und Machtmissbrauch, wenn er zeigt, wie ein Ayatollah sich gegen Liebesdienste für die Prostituierte einsetzt und der Ehemann, der seiner Frau keine Freiheiten lässt, zu Prostituierten geht.
 In düstere Grautöne, winterlich kalt und verschneit ist Teheran am Beginn und wird es später auch frühlingshaft, so wird für die Protagonistinnen das Leben dennoch nicht leichter. Betont wird die Düsterkeit Teherans durch wenige starke farbige Akzente, für die eine rote Leuchtreklame auf einem Hochhaus, ein roter Tschador oder auch leuchtend rote Rücklichter von Autos sorgen. - Zeichen für Sehnsucht in einer tristen Umwelt.
Etwas überladen und oberflächlich ist dieser Animationsfilm vielleicht, bietet aber einen schockierenden Einblick in ein durch und durch verrottetes System, in dem auch Hinrichtungen an der Tagesordnung sind. – Im Iran wird man diesen Film sicher nicht zu sehen bekommen.
Spielboden Dornbirn: Sa 27.1., 19.30 Uhr
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 7.2., 19 Uhr

Es war einmal in Deutschland…: Sam Garbarski erzählt nach Michel Bergmanns semiautobiographischen Romanen „Die Teilacher“ und „Machloikes“ von einigen deutschen Juden, die das KZ überlebten und nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA auswandern wollen. Dazu brauchen sie freilich zunächst einmal und vor allem Geld. So reist David Bermann (Moritz Bleibtreu) mit seinen Freunden als Handelsvertreter durch die Gegend. Sie geben sich als Bekannte gefallener Soldaten aus und versuchen den Angehörigen Handtücher und Bettbezüge zu verkaufen, die der Verstorbene angeblich bestellt hat.
Das Klischee des geschäftstüchtigen Juden mag Sam Garbarski hier bedienen, doch charmant ist das trotzdem angesichts der älteren Herren, von denen allerdings nur der von einem großartigen Moritz Bleibtreu mit Understatement gespielte David Bermann wirklich starkes Profil gewinnt. Dieser wird in einem zweiten Handlungsstrang von den Amerikanern der Kollaboration mit den Nazis verdächtigt und von einer jungen Juristin verhört.
So wird „Es war einmal in Deutschland…“ auch zu einem Film über das Erzählen von Geschichten, das Schönreden von grausamen Ereignissen und den Witz als einzige Möglichkeit in düsteren Zeiten zu überleben. Der Schrecken des Nazi-Terrors bricht hier immer wieder abrupt in die Erzählungen Bermanns ein, gewinnt gerade durch den Kontrast an Schockwirkung.
Gleichzeitig deckt Garbarski auch die Schuldgefühle der Überlebenden auf, die sich dafür schämen, im Gegensatz zu ihren Verwandten noch am Leben zu sein, und die nun ihre Peiniger oder die Mörder ihrer Familien wieder in bürgerlichen Berufen entdecken.
Gekonnt spielt Garbarski mit den Tonlagen und feiert trotz des ernsten und beklemmenden Themas in den warmen Bildern und der stimmungsvollen melancholischen Musik letztlich das Leben und dessen Schönheit. - Ein Film mit Pfiff, Charme und Chuzpe, mit viel Herz und Liebe zu den Figuren, der mit den Schwierigkeiten des Weiterlebens nach dem Holocaust auch ein bislang im Film eher vernachlässigtes Thema behandelt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 31.1., 20 Uhr + Fr 2.2., 22 Uhr