Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 24. Aug 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (25.8. - 31.8. 2017)

Das Filmfest Vaduz geht für heuer unter anderem mit David Mackenzies famosem Thriller „Hell or High Water“ zu Ende. Auf dem Programm des FKC Dornbirn steht dagegen der brasilianische Spielfilm „Aquarius“.

Hell or High Water: Um ihre Farm vor dem Zugriff einer Bank zu retten, überfallen die beiden ungleichen Brüder Tanner (Ben Foster) und Toby (Chris Pine) selbst mehrere Banken, doch ein Texas-Ranger (Jeff Bridges) macht bald Jagd auf sie.
Mit dem für vier Oscars nominierten „Hell or High Water“ gelang dem Briten David Mackenzie ein uramerikanischen Film, der getränkt ist von der Faszination für große Kinomythen und die grandiose Landschaft des Südwestens der USA. So sehr sich Mackenzie dabei aber traditioneller Formen bedient, so modern ist dieser bis in die Nebenrollen perfekt besetzte und durch prägnante Figurenzeichnung bestechende Neo-Western gleichzeitig in seiner Kritik am Kapitalismus. Großartig unterstützen auch die Kameraarbeit von Giles Nuttgens, der bestechend die Weite der texanischen Halbwüste, aber auch die wirtschaftliche Misere einfängt, sowie die fantastische Musik von Nick Cave und Warren Ellis die Atmosphäre und machen diesen schnörkellosen Männerfilm zu einem Fest für Filmfreunde, das Lust auf mehr macht.
Filmfest Vaduz, Peter-Kaiser-Platz: Sa 26.8., 22.30 Uhr


Aquarius:
Seit Jahrzehnten lebt Clara in einem alten Apartmenthaus am Strand der brasilianischen Millionenstadt Recife – jetzt soll sie es verkaufen, damit ein modernes Hochhaus erbaut werden kann. Doch die kämpferische 60-Jährige, die früher als Musikkritikerin arbeitete, weigert sich.
So entwickelt sich ein zunehmend ernsterer und heftigerer Kleinkrieg nicht nur zwischen der Immobilienfirma und der kämpferischen Frau, sondern auch mit den anderen ehemaligen Wohnungsbesitzern, deren Verkauf nur dann Gültigkeit erhält, wenn auch Clara verkauft und ein Neubau möglich wird.
Geradlinig und ruhig erzählt Kleber Mendonca Filho, baut kaum dramatische Spannungsbögen auf, sondern lässt Szenen immer wieder in langen Schwarzblenden enden. Ganz auf die Protagonistin, die von der wunderbaren Sonja Braga gespielt wird, fokussiert er, zeichnet einerseits das Bild einer Stadt im Wandel und stellt der ständigen Modernisierung die Pflege des Alten und der Erinnerungen gegenüber. Nie wird das aber aufgesetzt betont, sondern ganz aus der Geschichte heraus entwickelt.
Stark verankert ist der Film dabei auch an seinem Schauplatz, an diesem Streifen zwischen Apartmenthaus „Aquarius“, der Küstenstraße und dem Strand gegenüber der Straße, deren Strandwächter Clara freilich bestens kennt. Ohne es besonders zu betonen macht Mendonca Filho dabei auch Klassengegensätze sichtbar.- Das ist die große Kunst dieses immer wieder durch den Musikeinsatz, der freilich zur Protagonistin passt, sehr musikalischen Films, ganz ruhig seine Geschichte zu erzählen und doch sich langsam ins Herz des Zuschauers einzuschleichen, nachzuwirken und mit Fortdauer ein breiteres Netz zu spannen und ein Panorama zu entfalten.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 31.8., 18 Uhr + Do 1.9., 19.30 Uhr