Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 24. Mai 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (25.5. - 31.5. 2018)

„Hofkultur“ im Gutshof Heidensand bringt für zwei Wochen Arthouse-Kino nach Lustenau. In der Harder Kulturwerkstatt Kammgarn wird dagegen Jean-Pierre Jeunets liebevoll-verspielte Adaption von Reif Larsens Bestseller „Die Karte meiner Träume“ gezeigt.

„Hofkultur“ im Gutshof Heidensand: Auch heuer werden in der Heuhalle des Lustenauer Gutshof Heidensand in Kooperation mit den Hans Bach Lichtspielen über knapp zwei Wochen sieben Kinofilme gezeigt. Der Bogen spannt sich von der Neuverfilmung der Abenteuer der Biene Maja („Die Biene Maja – Die Honigspiele“, 26.5., 12.30 Uhr) über den Schweizer Kassenschlager „Die göttliche Ordnung“ (28.5., 20.30 Uhr), in dem Petra Volpe vom Kampf Appenzeller Frauen Anfang der 1970er Jahre für das Frauenwahlrecht erzählt, bis zu Martin McDonaghs großartigem „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (1.6., 20.30).
Ein Höhepunkt für Fans spannender Horrorfilme werden die Vorführungen der Stephen King-Verfilmungen „Shining“ und „Es" am 30. Mai bringen. Ab 20.30 Uhr driftet Jack Nicholson in Stanley Kubricks „Shining“ als Hausmeister des abgelegenen Overlook-Hotel zunächst zunehmend in den Wahnsinn, während anschließend um 23 Uhr in „Es“ ein Kindermörder in einer US-Kleinstadt der 1950er Jahre Schrecken verbreitet. Nicht die Polizei, sondern eine Gruppe von Jugendlichen macht sich dabei auf die Suche nach dem Täter. Obwohl das Ambiente beschaulich ist, schildert  Andrés Muschietti weder eine Kleinstadt-Idylle noch eine glückliche Jugend, sondern schon eher einen Vorhof zur Hölle, in dem das Böse bezeichnenderweise in der Kanalisation unter der makellosen Oberfläche lauert.
"Hofkultur" im Gutshof Heidensand, Lustenau: Sa 26.5. bis Mi 6.6.


Die Karte meiner Träume:
Ein hochbegabter Junge gewinnt – ohne Wissen der Eltern und ohne dass die Jury weiß, wen sie da ausgezeichnet hat - einen prestigeträchtigen Wissenschaftspreis. Um die Auszeichnung entgegen zu nehmen, büchst der Junge heimlich von zuhause aus und reist quer durch die USA von Montana nach New York.
Die einfache Geschichte peppt Jean-Pierre Jeunet wie bei beim Regisseur von „Die fabelhafte Welt der Amélie“ nicht anders zu erwarten mit vielen liebevollen Details und visuellen Einfällen auf. Bald blendet der Franzose in seinem ersten amerikanischen Film seit „Alien - Die Wiedergeburt“ (1997) Grafiken zum Schritttempo seines kleinen Protagonisten oder zu den Blickrichtungen und -kontakten innerhalb der Familie ein, frönt mit den Erfindungen des Jungen seiner eigenen Lust an Maschinen, visualisiert bald die Gedanken von dessen Schwester oder illustriert im Eiltempo „Die vier Stufen des Packens“.
Geschickt mixt Jeunet auch Witz mit Spannung, wenn der kleine Ausreißer auf seiner Reise immer wieder Entdeckung fürchten muss oder die Bekanntschaft skurriler Typen macht, rechnet mit Gremien und Medien ab, die das junge Genie gleich für ihre Zwecke einspannen und ausnützen wollen, und lässt immer auch eine Trauer und Melancholie mitschwingen, die über dem ganzen Film lastet.
Doch so liebevoll das auch gemacht ist, so sehr Details erfreuen, wirklich gefühlvoll und bewegend wird "Die Karte meiner Träume" erst im allzu versöhnlichen Finale. Zu sehr drängt Jeunets Lust am visuellen Einfall das Mitgefühl mit den Protagonisten und die Emotionalität immer wieder in den Hintergrund. Da mag Kyle Catlett in der Hauptrolle auch noch so überzeugend sein - diese Schwäche kann er nicht vergessen machen.
Kammgarn Hard: Mi 30.5., 20.30 Uhr