Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 23. Jul 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (24.7. - 30.7. 2015)

Beim Filmfest Vaduz läuft diese Woche Kristian Levrings klassisch inszenierter Western „The Salvation“. In Rankweil und Altstätten gibt es nochmals die Gelegenheit das Alzheimer-Drama „Still Alice“ zu sehen.

The Salvation: Im amerikanischen Westen des Jahres 1871 holt ein dänischer Immigrant zu einem Rachefeldzug aus, als Gangster seine Frau und seinen Sohn ermorden.
Mit dem Dogma-Film „The King is Alive“ wurde der Däne Kristian Levring 2000 bekannt. Weit ist der Weg von dieser nach Natürlichkeit, dokumentarischer Ästhetik und Alltagsgeschichten strebenden Schule zum klassischen Genrekino. Nichts anderes als letzteres bietet „The Salvation“ nämlich. Ohne Brechung verarbeitet Levring Standards des klassischen Western zu einem in sich geschlossenen kompromisslosen Genrefilm.
Schnörkellos, aber weitgehend auch überraschungsfrei ist das inszeniert. Man sieht gleich, wer sich hier auf die Seite des Protagonisten schlagen wird. Plakativ und ohne Differenzierung ist die Figurenzeichnung. Zwischentöne gibt es nicht, statt geredet wird gehandelt. Kaum zehn Dialogzeilen hat Ex-Fußballstar Eric Cantona als Helfer des Schurken, ganz ohne Dialog bleibt zwangsläufig Eva Green als die stumme Frau des ermordeten Gangsters, die sich schließlich gegen die brutale Bande auflehnt.
Die Variationen gegenüber den klassischen Standards beschränken sich auf Details wie einen Dänen als Protagonisten und seine Kriegserfahrung als Begründung für seine Kampffertigkeit und eine Erdölgesellschaft als Drahtzieher im Hintergrund statt des sonst üblichen Eisenbahnbaus.
Prächtig eingefangen ist bei diesem in Südafrika gedrehten Film die weite Landschaft. Kameramann Jens Schlosser setzt dabei mit akzentuierter Lichtführung und Farbdramaturgie, die zwischen den gelben Steppenbildern des Tages und immer wieder dunklen und von schwarzen Wolken verhangenen Nachtbildern wechselt, starke Akzente.
So gekonnt und effektvoll Levring in den kompakten 89 Minuten aber auch Emotionen schürt, so bedenklich ist dies freilich moralisch. Denn hier wird Selbstjustiz legitimiert und statt Konfliktlösung alttestamentarisches „Auge um Auge“ propagiert. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn immer wieder werden hier Augen ausgestochen oder auf andere Art und Weise verstümmelt.
Filmfest Vaduz, Rathausplatz Vaduz:
Fr 24.7., 23.15 Uhr

 

Still Alice: Die Diagnose für die 50-jährige Linguistin Alice Howland (Julianne Moore) ist niederschmetternd: Früh einsetzendes Alzheimer. Richard Glatzer und Wash Westmoreland zeichnen den Verlauf der fortschreitenden Krankheit nach.
Die Inszenierung ist konventionell, das Ereignis des Films ist, wie Julainne Moore diese Alice spielt. Mit Blick, Mimik und Gestik vermittelt sie eindringlich, wie Alices Verunsicherung in erschütternde Gewissheit übergeht, wie sie gegen die Krankheit ankämpft und doch zunehmend zerfällt und wie ihr so die Welt abhandenkommt.
Zugespitzt wird das Schicksal noch dadurch, dass hier gerade eine Linguistin, für die Wörter eine zentrale Rolle im Leben spielten, von diesem Verlust der Erinnerung und der Ausdrucksfähigkeit betroffen ist.
Wirklich Profil gewinnt neben Alice der von Alec Baldwin gespielte Ehemann, der zwar entschlossen zu ihr hält, aber bei seiner Arbeit und Karrierechancen auf keinen Fall Abstriche machen will, nicht. Von den drei erwachsenen Kindern gewinnt einzig die von Kristen Stewart gespielte jüngste Tochter mehr Konturen, als sie sich gegen Ende um die Mutter kümmert.
In dieser engen Handlungsführung liegt freilich auch das Problem dieses Films, der trotz des allzu extensiven Einsatzes von Streicher- und Klaviermusik nie in Rührseligkeit abgleitet. Kein Leben jenseits der Krankheit gestehen Glazter/Westmoreland Alice zu, jede Szene und jeder Dialog kreist um dieses Thema.
Rankweil, Marktplatz:
Fr 24.7., 21.30 Uhr
Altstätten, Kirchplatz: Mo 27.7., 21.30 Uhr