Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 23. Feb 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (24.2. - 2.3. 2017)

Filmforum Bregenz und Spielboden Dornbirn zeigen nochmals den Bregenzer Grafikdesigner Stefan Sagmeister bei seiner Glückssuche in „The Happy Film“. Am Spielboden Dornbirn startet die zusammen mit pro mente Vorarlberg organisierte Filmreihe „Hingeschaut!“ mit der Tragikomödie „Hedi Schneider steckt fest".

The Happy Film: Der Bregenzer Grafikdesigner Stefan Sagmeister prüft in drei jeweils dreimonatigen Selbstversuchen, die den Film strukturieren, die Auswirkungen von Meditation, Therapie und Medikamenten auf das Lebensglück. Weniger als zum Glück dringt er damit aber zu sich selbst vor, lernt sich besser kennen – und auch der Film zeichnet in der Fokussierung auf den Grafiker zwangsläufig dessen Porträt.
Der Bogen spannt sich dabei von der Zusammenarbeit mit der Designerin Jessica Walsh und der Umbenennung seines Büros in „Sagmeister und Walsh“ im Jahr 2012 über Vorträge, mit denen der Film teilweise finanziert wurde, bis zu Sagmeisters sehr erfolgreicher Ausstellung „The Happy Show“.
Auf privater Seite werden wiederum mehrere Beziehungen angeschnitten, vor allem die große Liebe zu Veza. Doch mögen sich Veza und Sagmeister auch so nah fühlen, dass sie sich gegenseitig die Muttermale des jeweils anderen auf ihre Arme tätowieren lassen, so flaut die Leidenschaft doch nach einigen Monaten ab. Mehr als Meditation, Therapie und Medikamente erzeugt diese Liebe Glücksgefühle, doch kommt auch die mehrfach aufgeworfene Frage ins Spiel, ob eine kameradschaftliche und dafür dauerhafte Beziehung letztlich nicht viel erstrebenswerter ist als eine kurz aufflammende große Leidenschaft.
Doch auch die schwere Erkrankung und der Tod des Co-Regisseur Hillman Curtis, dem „The Happy Film“ ebenso wie Sagmeisters während der Dreharbeiten verstorbener Mutter gewidmet ist, fließen in den Film ein.
Kein homogener Film ist das, sondern ein sprunghafter, ein gedankenreicher, aber nie bohrender oder verkrampfter, sondern ein locker dahinmäandernder, der durch den Schnitt von Sam Citron und Akiko Iwakawa-Grieve und vor allem durch den großartigen Soundtrack von Colin Huebert (Siskiyou) und Matt Abeysekera schwebend dahinfließt.
Spielboden Dornbirn: Sa 25.2., 19.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 25.2., 22 Uhr

Hedi Schneider steckt fest: Auch heuer zeigt pro mente Vorarlberg in Zusammenarbeit mit dem Spielboden Dornbirn vier Filme, die sich mit psychischen Krankheiten auseinandersetzen. Im Mittelpunkt von „Hedi Schneider steckt fest“ steht eine am Anfang fröhliche Angestellte eines Reisebüros (Laura Tonke). Den Ärger mit einem Arbeitskollegen nimmt sie locker und auch, als sie im Lift stecken bleibt, bleibt sie entspannt und witzelt mit dem Mann an der Gegensprechanlage.
Mehr verunsichern sie schon der Tod einer Tante und die Fragen ihres sechsjährigen Sohnes Finn (Leander Nitsche) über Tod und Sterben. Auch der zunehmende Druck am Arbeitsplatz steigert ihr Unwohlsein, bis sie glaubt einen Schlaganfall zu haben und ins Krankenhaus eingeliefert wird, wo die Diagnose „Panikattacken“ gestellt wird.
In präzisen Alltagsszenen vermittelt Sonja Heiss in ihrem zweiten Spielfilm nicht nur, wie sich diese Krankheit auf die Protagonistin auswirkt, sondern mehr noch, wie sie ihre zunächst harmonische Kleinfamilie belastet.
Die kräftigen Farben vom Beginn weichen zunehmend gedämpften Tönen und nur, wenn Hedi einmal unter Medikamenteneinfluss befreit tanzt, trägt sie ein leuchtend rotes Kleid. Doch weder mit Chemie noch mit Psychiater noch mit Therapieversuchen ihres Mannes lässt sich diese Angst vor der Angst, deren Ursachen letztlich im Dunkeln bleiben, leicht vertreiben.
Trotz des ernsten Themas ist dies aber kein beklemmendes Betroffenheitskino und auch kein papierener Thesenfilm, der ein Thema abhandelt, sondern eine wunderbar differenzierte und vielschichtige Tragikomödie. Souverän federt die deutsche Regisseurin mit punktgenauer Inszenierung ernste Szenen immer wieder mit Witz ab, sodass Weinen und Lachen nahe beieinander liegen, doch nie wird die Krankheit verharmlost.
Spielboden Dornbirn: Do 2.3. + Do 30.3. – jeweils 19.30 Uhr