Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 22. Dez 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (23.12. - 29.12. 2016)

Das Filmforum Bregenz und das Takino Schaan zeigen diese Woche die Flüchtlings-Tragikomödie „Welcome to Norway“. Im Schlosskino Balzers kann man mit Denis Villeneuves „Arrival“ einen der herausragenden Filme des zu Ende gehenden Jahres sehen.

Welcome to Norway: Ein rassistischer Hotelbesitzer möchte in der Einsamkeit Nordnorwegens mit der Flüchtlingskrise ein Geschäft machen, doch der Kontakt mit den Asylanten lässt ihn langsam umdenken.
Rune Denstad Langlos Tragikomödie ist auf der Höhe der Zeit, besticht durch den genauen Blick für die Realität, für Typen und Situationen. Schwarzhumorige Komik entwickelt sich durch den wunderbar unbekümmerten und frechen Umgang mit dem ernsten Thema. Geschickt regt der Norweger so den Zuschauer an, auch über seine eigenen Vorurteile nachzudenken, und bietet nach rasantem und bissigem Beginn auch zunehmend bewegende Einblicke in die Flüchtlingsschicksale.
Im trockenen Erzählton, im sicheren Timing und treffsicheren Dialogen, aber auch in den perfekt gecasteten Figuren ist das ein typisch skandinavischer Film. Beiläufig, aber präzise ist die Handlung auch in die verschneite Einöde Nordnorwegens eingebettet, die wiederum einen trefflichen Kontrast zu den aus südlichen Ländern stammenden Flüchtlingen bildet. Nie verlässt „Welcome to Norway“ diesen recht eng gefassten Raum um das Hotel und gewinnt auch durch diese Beschränkung, die auch mit einer inhaltlichen Fokussierung korrespondiert, Dichte.
So sehr dieser Primus dabei am Beginn ein Kotzbrocken ist, so sehr muss er einem mit Fortdauer auch ans Herz wachsen. Aber auch zu den Flüchtlingen, bei denen sich Langlo geschickt auf wenige beschränkt, die knapp, aber prägnant charakterisiert werden, gewinnt man zunehmend Zugang, sodass sie und ihre verschiedenen Schicksale über das Filmende hinaus haften bleiben.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 23.12., 22 Uhr
Takino Schaan: So 25.12., 18.30 Uhr; Mi 28.12., 20.30 Uhr

 

Arrival: Das Militär marschiert auf, als an zwölf Orten der Erde monumentale muschelförmige Raumschiffe landen. Doch zum Landepunkt im ländlichen Montana werden auch eine Sprachwissenschaftlerin (Amy Adams) und ein Physiker (Jeremy Renner) geholt.
Auf großes Spektakel verzichtet der Frankokanadier Denis Villeneuve. Er konzentriert sich auf die langwierigen Bemühungen der beiden Wissenschaftler mit den Wesen, die aufgrund ihrer sieben Beine Heptopoden genannt werden, zu kommunizieren.
Intelligent und packend wirft der inhaltlich den Zuschauer fordernde Film in der Konfrontation mit den Aliens Fragen nach den Grundlagen der Kommunikation, ihren Schwierigkeiten und Grenzen auf.
Weder spektakuläre Special-Effects noch Massenszenen sind hier nötig. Weitgehend mit den beiden Wissenschaftlern und einem Offizier (Forest Whitaker) kommt Villeneuve aus, verzichtet auf Ortswechsel. Nur über TV-Nachrichten bringt er die Vorgänge in der restlichen Welt, in der Panik ausbricht und es zu Massenselbstmorden und Plünderungen kommt, ins Camp in Montana.
Dichte gewinnt dieses Science-Fiction-Drama allein schon durch diese Engführung der Handlung. Zudem sorgen die konzentrierte Inszenierung und das großartige Sounddesign von Jóhann Jóhannsson dafür, dass die Spannung vom ersten bis zum letzten Bild nie nachlässt. Aber auch das Staunen kann der konsequent in dunkle Blau-, Grau- und Grüntöne getauchte Film mit seiner Bildkraft den Zuschauer wieder einmal lehren.
Schlosskino Balzers: Mi 28.12., 18.15 Uhr