Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 21. Jän 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.1. - 28.1. 2016)

Klassiker aus der Stummfilmzeit gibt es diese Woche in den Filmclubs zu sehen: Im Takino Schaan steht Buster Keatons Meisterwerk "The General" auf dem Programm und am Spielboden Dornbirn starten Peter Madsen & CIA mit der Live-Begleitung von Jacques Feyders fantastischem Film "L´Atlantide" ins Jahr 2016.

Peter Madsen & CIA play Silent Movies: Eine Serie mit drei Stummfilmen des gebürtigen Belgiers Jacques Feyder (1885-1948), der sich später in Frankreich einbürgern ließ, hat Peter Madsen 2016 für die ersten drei Termine seiner monatlichen Stummfilmvorführungen am Spielboden Dornbirn ausgesucht.
Der Bogen spannt sich dabei von dem fantastischen, an Originalschauplätzen in der Sahara gedrehten „L´Atlantide – Die Herrin von Atlantis“ (1921), bei dem französische Offiziere während einer Afrikaexpedition ins sagenumwobene Atlantis entführt werden, bis zur einfühlsamen Schilderung eines zehnjährigen Jungen, der sich nach dem Tod seiner Mutter in seine Trauer zurückzieht, in „Visages d´enfants – Kindergesichter“ (1923-25).
Wurde dieser Film, der vor allem durch seine hervorragende Kameraarbeit besticht, an Originalschauplätzen im Oberwallis gedreht, so spielt „Crainquebille“ (1922) in den Straßen von Paris. Im Mittelpunkt steht ein Gemüsehändler, bei dem nach einer Haftstrafe niemand mehr einkaufen will. Zunehmend verliert er seine Lebenslust und zieht als Vagabund durch die Straßen der Stadt, bis er einen Jungen kennenlernt. In der Handlung ist das Vorbild von Chaplins „The Kid“ unübersehbar, aber in der atmosphärisch dichten Verankerung im Alltag der kleinen Leute, in der komplexen Filmsprache und der deutlichen Kritik am Justizsystem gelang Feyder sein „wichtigster Beitrag zur milieurealistischen Schilderung“ (Christoph Huber).
L´Atlantide – Die Herrin von Atlantis:
Di 26.1., 20 Uhr
Crainquebille:
Mi 17.2., 20 Uhr
Visages d´enfants – Kindergesichter:
Do 17.3., 20 Uhr
jeweils Spielboden Dornbirn


The General:
"There were two loves in his life: His steam engine and" und statt eines weiteren Inserts folgt am Beginn von "The General" (1926) ein Bild von Johnny Grays (Buster Keaton) großer Liebe Annabelle Lee (Marion Mack). Nichts mehr will sie aber mit Johnny zu tun haben, solange er nicht in die Armee der Südstaaten eintritt. Dort will man ihn aber nicht nehmen, da er im Amerikanischen Bürgerkrieg als Lokomotivführer wichtiger ist als als Soldat. Wie wichtig er sein kann, wird man erfahren, wenn seine Lok "The General" und Annabelle Lee von den Nordstaaten entführt werden und Johnny die Verfolgung aufnimmt.
Fast den ganzen Film macht diese Verfolgungsjagd zwischen den Fronten der gegnerischen Armeen aus. Zwischentitel sind hier kaum mehr nötig, denn "The General" ist pure Bewegung und läuft sich dennoch nie tot wie vielfach Verfolgungsjagden im modernen Actionkino. Denn jedes Detail hat hier seine Funktion innerhalb des Handlungsablaufs, jeder Szene merkt man die Liebe und auch die Präzision an, mit der sie gestaltet wurde und schier überbordend ist schließlich der Einfallsreichtum von Keaton.
Da hetzt er zuerst zu Fuß der geraubten Lokomotive nach, nimmt dann eine Draisine zu Hilfe, wechselt bald auf ein Hochrad und klaut schließlich seinerseits eine Lok. Als es ihm dann gelingt seinen "General" und seine Annabelle zurückerobern ist der Film freilich längst noch nicht zu Ende, wird doch nun aus dem Jäger ein Gejagter, dem zudem noch das Brennholz für den Ofen auszugehen droht.
Takino Schaan:
Mi 27.1., 14.30 Uhr