„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Walter Gasperi · 21. Sep 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.9. - 28.9. 2017)

Das Takino Schaan zeigt nochmals das digital restaurierte Meisterwerk „A Touch of Zen“, während am Spielboden Dornbirn die Bergfilmreihe mit Vorstellungen von „Am Limit“, „Nordwand“ und „Sturz ins Leere“ zu Ende geht.

A Touch of Zen: Zu den großen Meisterwerken der Filmgeschichte zählt King Hus 1975 in Cannes preisgekrönter Martial-Arts-Film, der Ang Lees „Tiger and Dragon“ entscheidend beeinflusst hat. Geduldig, aber sorgfältig und deshalb mit nie nachlassender Spannung entwickelt King Hu die Handlung, schildert detailreich das Leben eines Schreibers und Malers, in dessen Kleinstadt ein Fremder, aber auch die faszinierende junge Yang auftaucht. Eine Stunde lässt sich der Taiwanese Zeit, ehe es zur ersten fulminant choreographierten und gefilmten Kampfszene kommt.
Langsam kristallisiert sich in dem epischen, über dreistündigen Film der Versuch korrupter Behörden und ihrer Helfer, die missliebige Yang zu beseitigen, als zentrale Handlung heraus. Bald kommt es damit zu größeren Gefechten, bei denen der Schreiber sein taktisches Verständnis zeigt, gleichzeitig aber immer mehr zugunsten Yangs in den Hintergrund tritt.
So sehr bei diesem meisterhaft kontrolliert erzählten Film aber auch immer wieder in brillant eingefangener, betörend schöner Naturlandschaft gekämpft wird, so sehr steht am Ende, in dem „A Touch of Zen“ eine auch formal überraschende Wende nimmt und einen psychedelischen Bilderrausch entfaltet, mit dem Auftreten einer Gruppe buddhistischer Mönche auch eine Absage an die Gewalt.
Takino Schaan: Sa 23.9., 17.30 Uhr

Nordwand: 1936 erklärte das Deutsche Reich die Erstbesteigung der Eiger Nordwand zur nationalen Angelegenheit, propagierte sie medial und versprach als Belohnung eine Olympische Goldmedaille. Den politischen Hintergrund streift Philipp Stölzl in seinem Bergdrama "Nordwand" nur kurz, erteilt nebenbei auch plakativ und oberflächlich den sensationsgierigen Medien, die nur an Triumph oder Tragödie interessiert sind, eine Absage und liefert mit einer Fahrt mit der Jungfraubahn dem Berner Oberland eine geradezu unbezahlbare Tourismuswerbung.
Verzichten könnte man auf die Szenen in der Berliner Redaktion und die Vorstellung der Bergsteiger Andi Hinterstoisser und Thomas Kurz in Berchtesgaden ebenso wie auf die Szenen im Hotel an der Kleinen Scheidegg, von der die Touristen die Kletterer in der Wand per Fernrohr verfolgen. - Der Beginn zieht sich angesichts der hausbackenen Inszenierung, sobald allerdings das politisch uninteressierte Duo und hinter ihnen eine nationalsozialistisch gesinnte österreichische Seilschaft in die Wand einsteigt, geht in "Nordwand" die Post ab.
Technisch perfekt gefilmt (Kamera, Schnitt) entwickelt sich ein packender Bergfilm, dessen Kletter- und Sturzszenen an Dramatik in nichts denen in Kevin McDonalds "Sturz ins Leere" nachstehen. Mitten drin im Geschehen fühlt man sich bei dieser quasidokumentarischen Erzählweise, bei der auch das geschickte Akzentuieren entscheidender Momente, das mächtige Aufdrehen der Musik und der heulende Wind für Dramatik sorgen und eine Atmosphäre erzeugen, bei der man auch im Kinosaal mit den Bergsteigern friert. Und für Gefühl sorgt schließlich eine ergänzte fiktive Liebesgeschichte, die freilich ein allzu pathetisches Ende findet.
Neu erfunden hat Opern- und Videoclipregisseur Philipp Stölzl mit "Nordwand" den Bergfilm sicher nicht, liefert aber eine Rückkehr vom amerikanischen Spektakelkino à la "Vertical Limit" zu den Ursprüngen. Keine Nostalgie, keine Schnörkel, wohl aber Mythisierung des Berges wie im deutschen Bergfilm der 1930er Jahre bringt "Nordwand" und weckt Erinnerungen speziell an den Klassiker "Die weiße Hölle vom Piz Palü" weckt. – Direktes physisches Kino ist Stölzl mit seinem zweiten Spielfilm gelungen – und eine Rettungsaktion mit einem Schlussbild, das bei aller pathetischen Übersteigerung, im Gedächtnis haften bleibt.
Spielboden Dornbirn: Mi 27.9., 19.30 Uhr