Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 20. Apr 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (21.4. - 27.4. 2017)

Im TaKino Schaan läuft diese Woche Lasse Hallströms Feelgood-Movie "Madame Mallory und der Duft von Curry". Beim Filmforum Bregenz prallt dagegen in Tom Fords "Nocturnal Animals" die schicke, aber kalte Hochglanzwelt von L. A. auf einen brutalen und schmutzigen Film noir.

Madame Mallory und der Duft von Curry: Eine Familie indischer Migranten eröffnet in einem malerischen französischen Dorf ein Restaurant. Weil dieses in unmittelbarer Nachbarschaft des Spitzenrestaurants von Madame Mallory liegt, kommt es zunächst zu Spannungen und gegenseitigen Sabotageakten, doch dann entdeckt auch Madame die herausragenden Kochkünste des Inders Hassan.
Wie Lasse Hallström in seiner Verfilmung von Richard C. Morais´ Roman „The Hundred-Foot Journey“ die hohe Kunst des Kochens in Szene setzt, den Geschmack von Speisen, die Erinnerungen wecken und gewissermaßen Heimat sind, in Szene setzt, so schwelgt der Film auch in malerischen Bildern der pittoresken französischen Provinz, in Sonnenuntergängen und lichtdurchfluteten Bildern. Souverän rafft der Schwede die Handlung in nur von Musik begleiteten Bildfolgen bei der Restaurierung des alten Gebäudes, blickt mit Witz und Charme auf den Kleinkrieg, lässt Romantik in der Beziehung zwischen Hassan und der Sous-Chefin des Konkurrenz-Lokals aufkommen, und erzählt natürlich auch vom Gegeneinander zum Miteinander und der Bereicherung, die die Aufnahme fremder Elemente in die eigene Kultur bringt.
Wirklich nachhaltig ist dieses filmische Gericht, dessen englischer Titel „The Hundred-Foot Journey“ darauf verweist, wie lang der Weg zwischen zwei Nachbarn sein kann, bis sie sich näher kommen, wahrlich nicht. Keine Ecken und Kanten darf es hier geben, alle Menschen müssen schön sein, Konflikte werden nicht ausgelotet und lösen sich rasch auf. Die Kinogeschichte muss wie geschmiert laufen und durchgängig Wohlgefallen verbreiten, und die Handlung ist natürlich vorhersehbar. Aber die Postkartenansichten, die flotte Erzählweise und die handwerklich geschliffene Inszenierung können doch abtauchen lassen in einen Film, der nicht nur Augenfutter, sondern auch einen freilich picksüßen, aber sicheren Mix aus Romantik und Komödie bietet.
Takino Schaan: Fr 21.4., 14.30 Uhr

Nocturnal Animals: Makellos, aber auch aseptisch sauber wirkt die Designervilla am Rand von Los Angeles, in der die Galeristin Susan (Amy Adams) mit ihrem Mann Hutton (Armie Hammer) lebt, als Baustelle erscheint aber der Garten. Ausgesperrt scheint somit aus dem Leben das Unperfekte, doch wohl fühlt sich Susan in ihrer Hochglanzwelt offensichtlich auch nicht mehr.
Mit ihrem Mann möchte sie das Wochenende im Strandhaus verbringen, doch dieser jettet zu einem Geschäftstermin – oder doch eher zu seiner Geliebten? – nach New York. Da erhält sie per Post das Manuskript des neuen Romans ihres Ex-Mannes Edward (Jake Gyllenhaal). Wie er sie einst wegen ihrer Schlaflosigkeit nocturnal animal nannte, lautet auch der Titel des Romans, sodass sie Bezüge zu ihrer Beziehung erwartet und in ihren schlaflosen Nächten zu lesen beginnt.
Die elegante High-Society-Lady, die viel Wert auf perfekt sitzende Frisur und Styling legt, taucht damit in einen düsteren, in Texas spielenden Neo-Noir ein, in die Fahrt einer Familie auf einem nächtlichen, einsamen Highway, auf dem Vater, Mutter und Tochter bald von drei Rednecks terrorisiert werden.
Konsequent Gegensätze spielt Tom Ford mit den beiden Erzählebenen aus. Da steht nicht nur der gelackten Großstadtwelt das schmutzige ländliche Texas und den überfüllten Stadtautobahnen der einsame Highway gegenüber, sondern auch der geordneten, aber emotional kalten Welt, die Brutalität und Leidenschaftlichkeit der Romanhandlung.
Höchst kunstvoll ist dieser bis in die Nebenrollen hinein perfekt besetzte – großartig Michael Shannon als knorriger texanischer Sheriff - Film inszeniert. Die beiden Handlungsstränge mögen sich zwar nicht zu einem Ganzen fügen, aber raffiniert lässt Ford die Lektüre bei Susan Erinnerungen auslösen, die eindringlich vermitteln, dass sie ihren beruflichen Aufstieg mit Einsamkeit und Leere, dem Verlust jeglicher Empfindungen, bezahlt hat.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 26.4., 20 Uhr; Fr 28.4., 22 Uhr