Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 01. Jun 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.6. - 8.6. 2017)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche den betörenden Animationsfilm „Die rote Schildkröte“. Ein Klassiker steht dagegen mit Robert Altmans Anti-Western „McCabe & Mrs. Miller“ im Andelsbucher Gasthof Jöslar auf dem Programm.

Die rote Schildkröte: In magischen Bildern erzählt der Niederländer Michael Dudok de Wit in seinem betörenden Animationsfilm am Beispiel eines Schiffbrüchigen, der zuerst von einer einsamen Insel flüchten will, dann aber auf eine Frau stößt und mit ihr eine Familie gründet, ganz ohne Worte eine zeitlose und universelle Parabel über das Leben.
So einfach die Geschichte des mit drei Personen auskommenden Films auch ist, so beglückend ist die filmische Umsetzung. Bildmacht entwickelt dieser so andere Animationsfilm durch seine liebevolle Gestaltung. Zehn Jahre hat sich der Niederländer für den gerade mal 80 Minuten langen Film Zeit genommen, hat 100.000 Zeichnungen angefertigt, digital animiert wurden nur die Schildkröte und das Floß.
Kein Spektakel und keine großen Effekte sind hier nötig. Wie bei der Handlung entwickelt der Film auch bei den Bildern durch Reduktion seine Schönheit. Nicht überfüllt sind sie, sondern fast schon leergefegt, bleiben haften durch die Beschränkung auf jeweils eine Grundfarbe. Magische Wirkung entfalten die ganz in Schwarz-weiß gehaltenen Nachtszenen ebenso wie der leuchtend blaue Himmel oder ein in zahllosen Grünschattierungen schimmernder Bambuswald.
Doch nicht allein von den Bildern lebt „Die rote Schildkröte“, sondern erst durch die perfekte Arbeit mit dem Ton, bei dem Dudok de Wit vorwiegend mit Naturgeräuschen arbeitet und nur punktuell, aber damit umso wirksamer Musik einsetzt, entwickelt dieses magische Filmmärchen leise, aber nachhaltig seine Wirkung.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 3.6., 22 Uhr


McCabe & Mrs. Miller:
Der 1925 geborene Robert Altman gehörte um 1970 zu den zentralen Vertretern des New Hollywood. Nach Fernseharbeiten und wenig erfolgreichen ersten Kinofilmen gelang ihm 1970 mit der Antikriegssatire „MASH“ der Durchbruch bei Publikum und Kritik. Wie kein zweiter arbeitete er sich in den folgenden Jahren am klassischen Genrekino ab, verlieh dem Spielerfilm mit „California Split“ ebenso wie dem Detektivfilm mit der Chandler-Adaption „The Long Goodbye“, dem Gangsterfilm mit „Thieves Like Us“ und dem Western mit „McCabe & Mrs. Miller“ eine neue entschieden gesellschafts- und amerikakritische Note. Gleichzeitig revolutionierte er die Syntax des Kinos, indem er mehrere Erzählstränge verband, Dialoge überlappen ließ und so zum Begründer und Meister des polyphonen Erzählens wurde.
In dem 1902 in einer Westernstadt in den Rocky Mountains spielenden „McCabe & Mrs. Miller“ erzählt Altman vom Spieler McCabe (Warren Beatty), der mit der Prostituierten Mrs. Miller (Julie Christie) ein Geschäft abschließt, bei dem er ihr ein Bordell finanziert und dafür mit 50% an den Einnahmen beteiligt wird. Doch langsam verliebt sich McCabe in Mrs. Miller.
Altman verwendet zwar klassische Western-Motive, bürstet sie aber gegen den Strich. Er entmythologisiert den Western, indem er auf Realismus setzt, weder das Ambiente verklärt, sondern die Handlung dieses Schneewestern in einer schmutzigen und matschigen Kleinstadt spielen lässt, noch die Figuren heroisiert. Ein finaler Showdown darf zwar nicht fehlen, aber bis es dazu kommt, wird auf Action weitgehend verzichtet, und während das Genre sonst zumeist von Aufbruchsstimmung und Optimismus bestimmt ist, machen sich hier Melancholie und Pessimismus breit.
Gasthaus Jöslar, Andelsbuch: So 4.6.; 18 Uhr: 3-gängiges Menü; Reservierung bis Fr, 2.6. unter 05512 2312, kontakt@joeslar.at; 20 Uhr: Filmbeginn