Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Walter Gasperi · 01. Mär 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.3. - 8.3. 2009)

Water: Nach Filmen über lesbische Liebe und arrangierte Ehen („Fire“) und den indisch pakistanischen Krieg („Earth“) thematisiert die in Kanada lebende Inderin Deepa Mehta im abschließenden Teil ihrer Elemente-Trilogie die Diskriminierung von Witwen in Indien. Obwohl Mehta die Handlung in den 30er Jahre des 20. Jahrhunderts ansiedelt, wurde sie von fundamentalistischen Hindus heftig angefeindet: Erzählt wird aus der Perspektive der achtjährigen Chuyia, die von ihren Eltern verheiratet und gleich darauf – obwohl dem Mädchen das natürlich gar nicht bewusst ist - Witwe wird. Der Vater steckt das Mädchen darauf in ein Witwen-Ashram, wo Chuyia sich mit der schönen Kalyani anfreundet, die einerseits als Prostituierte für den Lebensunterhalt des Ashrams sorgen muss, andererseits aufgrund ihrer Tätigkeit aus der Gemeinschaft ausgeschlossen ist.
Genau durchleuchtet Mehta in ihrem ruhig dahin fließenden Film die strenge Hierarchie im Ashram ebenso wie die Heuchelei der patriarchalen Gesellschaft. Sanftheit strahlen die  farblich perfekt abgestimmten und in warmes Licht getauchten Bilder von Giles Nuttgens zwar aus, doch die glatte visuelle Oberfläche verwässert nicht die scharfe Kritik an einer starren Gesellschaft, die immer noch an lebensfeindlichen Traditionen festhält.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: 4.3., 19.30 Uhr; 5.3., ca. 21.30 Uhr


It´s a Free World: Ganz entsprechend dem Titel seines Dokumentarfilms über einen Bergarbeiterstreik in der ersten Hälfte der 80er Jahre fragt der britische Sozialrealist Ken Loach auch mit über 70 Jahren immer noch und in jedem seiner Filme aufs Neue „Which Side Are You On?“ Entschieden ergreift er dabei stets Partei für die sozial Benachteiligten und Ausgebeuteten. Schwierig wird das freilich, wenn eine dieser Schwachen und  Ausgebeuteten im Lauf der Handlung selbst zur knallharten Kapitalistin wird: Höchst ambivalent zeichnet Loach so in „It´s a Free World“ die Entwicklung der kämpferischen Arbeitsplatzvermittlerin Angie nach, die beschließt selbstständig zu werden und sich dabei zunehmend auf Kosten illegaler Arbeitskräfte bereichert. – Auch wenn die eine oder andere Szene allzu plakativ und thesenhaft geraten ist, reißt Loachs Film durch den genauen Blick für Situationen, dramatische Handlungsentwicklung und hervorragende Darsteller sowie die scharfe Kritik nicht am Individuum, sondern an einer Wirtschaftsform, die den Menschen pervertiert und zum Raubtier macht, mit.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: 4.3., 20 Uhr; 6.3., 22 Uhr

Lemon Tree: Märchenhaft klingt die Handlung von Eran Riklis („The Syrian Bride“) neuem Film, ist aber gleichzeitig eingebettet in die Handlung des Nahost-Konflikts: Als der israelische Verteidigungsminister in eine Villa direkt an der Grenze zwischen Israel und dem Westjordanland einzieht, ordnet er die Rodung eines Zitronenhains an, der jenseits der Demarkationslinie liegt. Denn dort könnten sich Terroristen verstecken. Die palästinensische Besitzerin des alten Hains leistet jedoch Widerstand, gibt sich mit einer Entschädigung nicht zufrieden, sondern zieht mit einem Anwalt vor Gericht. –  Am Privaten macht Riklis weltpolitische Probleme fest und arbeitet mit genauem Blick für Details und Konfliktfelder, sowie getragen von einer großartigen Hiam Abbas in der Hauptrolle, in dieser feinfühligen und sehr menschlichen Parabel überzeugend heraus wie die Angst der Israelis, die aus einem Streben nach Sicherheit und Schutz resultiert, ein friedliches Zusammenleben unmöglich macht.
FKC Dornbirn in den Weltlichtspielen: 5.3., 19.30 Uhr; 6.3., 21.30 Uhr
TaSKino Feldkirch: 13.-17.3.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: 18.3., 20 Uhr; 20.3., 22 Uhr


Zu den Filmreihen "Voll auf Droge" am Spielboden Dornbirn

                             "Spanischer Bürgerkrieg" am Spielboden Dornbirn

                             "Filme aus dem Maghreb" im Filmforum Bregenz

finden Sie ausführliche Artikel in der Printausgabe der März-KULTUR