Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 01. Mär 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.3. - 8.3. 2018)

Der Spielboden Dornbirn zeigt diese Woche im Rahmen des zweiten HUMAN VISION film festivals unter anderem Milo Raus Dokumentarfilm „Das Kongo Tribunal“. Beim Filmforum Bregenz steht als Kooperation mit dem KUB Bregenz anlässlich der aktuellen Austellung "Hope House" von Simon Fujiwara der Spielfilm „Am Ende kommen Touristen" auf dem Programm, in dem Robert Thalheim von einem jungen Deutschen erzählt, der seinen Zivildienst in der Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz absolviert.

Das Kongo Tribunal: Neun Filme zeigt der Spielboden Dornbirn im Rahmen des zweiten HUMAN VISION film festivals vom 6. bis 10. März. In ganz unterschiedlichen geographischen und gesellschaftlichen Kontexten von Flüchtlingsschicksalen bis zu Arbeitsbedingungen in einer indischen Textilfabrik werden dabei jeweils Fragen der Menschlichkeit, von Menschenrechten und Menschenwürde aufgeworfen.
Milo Rau ruft in seinem Dokumentarfilm „Das Kongo Tribunal“ den fast vergessenen Krieg im zentralafrikanischen Staat in Erinnerung, der in den letzten 20 Jahren über sechs Millionen Menschenleben kostete. Mit echten Zeugen und Tätern hat der Schweizer Regisseur und Theaterautor in Berlin ein Tribunal inszeniert, um die Verflechtung und Schuld der kongolesischen Regierung, aber auch der großen internationalen Unternehmen, die einzig an der Ausbeutung der großen Rohstoffressourcen des Landes interessiert sind, aufzudecken und und die Untätigkeit der Welt anzuprangern.
Anhand von drei Fällen zeigt Rau dabei am Konkreten das Allgemeine auf und ergänzt in seinem ebenso engagierten wie erschütternden Dokumentarfilm die Aussagen vor dem inszenierten Tribunal geschickt durch Aufnahmen vom Land und Interviews mit Betroffenen an den Schauplätzen der Massaker ebenso wie mit untätigen Behörden.
Im Anschluss an die Filmvorführung gibt es eine Diskussion mit ATTACommunity  zum Thema "Globalisierung braucht Gemeinschaft und ConsolNow – Konsumentensolidarität jetzt".
Spielboden Dornbirn: Mi 7.3., 20.15 Uhr


Am Ende kommen Touristen:
Sven absolviert seinen Auslandszivildienst in der Jugendbegegnungsstätte von Auschwitz und wird dadurch sowohl mit dem nationalsozialsozialistischen Massenmord als auch mit dem alltäglichen Leben im Oświęcim von heute und den gegenwärtigen deutsch-polnischen Beziehungen und Ressentiments konfrontiert.
Robert Thalheim, der selbst seinen Zivildienst in Auschwitz absolvierte, erzählt ganz aus der Perspektive des jungen deutschen Protagonisten. Nicht die Vergangenheit an sich, sondern ihr Hereinwirken in die Gegenwart und die Schwierigkeit der Erinnerungsarbeit stehen im Mittelpunkt. Statt einfache Lösungen anzubieten zeigt Thalheim die Komplexität und Widersprüchlichkeit der Probleme auf. Wie man heutigen Jugendlichen, die zu den Gräueln des Nationalsozialismus keinen Bezug mehr haben, die Schrecken des Holocausts vermitteln kann, bleibt ebenso offen, wie die Frage, wie man am Ort des Massenmordes 60 Jahre später ganz normal leben soll. – Unspektakulär und ungekünstelt, aber mit genauem Blick für die Realität inszeniert, fordert "Am Ende kommen Touristen" durch seine Offenheit und Ambivalenz zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den geschilderten Problemfeldern heraus.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 7.3., 20 Uhr