Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 18. Feb 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.2. - 25.2. 2016)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche „Die Schüler der Madame Anne“, in dem eine Lehrerin ihre Klasse für ein Holocaust-Projekt begeistern kann. Eine leichtfüßige deutsche Komödie steht dagegen in der Kammgarn Hard mit Dietrich Brüggemanns „3 Zimmer/Küche/Bad“ auf dem Programm.

Die Schüler der Madame Anne: Nicht viel anfangen kann man scheinbar mit der 11. Klasse des Leon Blum Gymnasiums in der Pariser Vorstadt Creteil. Doch dann gewinnt die Lehrerin die migrantischen und desinteressierten SchülerInnen für ein nationales Projekt zum Holocaust. Ist das Interesse der SchülerInnen, die sich selbst weniger zutrauen als die Lehrerin, zunächst noch gering, so werden sie zunehmend ruhiger und betroffener, je intensiver sie sich mit dem Thema beschäftigen.
Auf ungewohnte Weise und durchaus auch für andere heutige SchülerInnen interessante Art nähert sich Marie-Castille Mention-Schaar in ihrem auf einem wahren Fall beruhenden Film dem Holocaust, arbeitet ihn von der Gegenwart her auf, zeigt wie Geschichtsbewusstsein entwickelt wird und fördert auch beim Zuschauer Geschichtsbewusstsein. Deutlich macht der Film aber auch, wie so ein Projekt die Zusammenarbeit fördert, wie soziales Lernen verwirklicht werden kann, aber auch wie das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein der SchülerInnen mit Fortdauer wächst.
Getragen wird „Die Schüler der Madame Anne“ von einem großartigen, ungemein authentisch agierenden Ensemble, nicht zu übersehen ist aber, dass die Handlung allzu schulbuchmäßig und schematisch aufgebaut ist und in Wirklichkeit das Projekt wohl kaum so friktionsfrei und von allen engagiert durchgeführt wurde. - So ist dieser Schulfilm zwar durchaus schön anzusehen, wirkt aber auch etwas märchenhaft.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Sa 20.2., 22 Uhr


3 Zimmer/Küche/Bad:
Wie eine Wohnungsanzeige liest sich der Titel von Dietrich Brüggemanns Komödie. Nicht über Geld („Die 1000 Euro-Generation“) oder übers Auto („Generation Golf“) definiert sich die Clique, die hier im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr über ihre Wohnungswechsel: WGs werden aufgelöst, weil man mit dem Freund zusammenziehen will, vom Studentenleben geht’s über in die fixe Beziehung. Umzugskartons stehen immer wieder herum, die dann Treppe rauf und Treppe runter getragen werden. Bald wechselt eine Toplader-Waschmaschine ihren Besitzer, weil man sie in der neuen Wohnung nicht mehr brauchen kann. Die Freunde helfen selbstverständlich beim Umzug, denn sie können ja vielleicht auch mal Hilfe brauchen.
Mit einer Clique von acht Studenten in den Mittzwanzigern blickt Brüggemann nicht gerade auf eine kleine Gruppe. Etwas Zeit braucht es schon, bis man den Überblick gewinnt. Dank glänzend aufgelegter und frischer Darsteller, einer präzisen Figurenzeichnung und einem Blick, in dem spürbar wird, dass Dietrich Brüggemann, der zusammen mit seiner Schwester Anna auch das Drehbuch schrieb, bestens vertraut ist mit solchen Situationen und sichtlich aus eigener Erfahrung erzählt, ist man aber dennoch rasch drin in diesem wunderbar leichtfüßigen Film.
Mit viel Vergnügen folgt man der temporeichen Handlung. Trotz des Humors ist Brüggemanns Blick aber mitfühlend. Nie lacht er über seine Figuren, sondern nimmt ihre Probleme ernst – aber nie zu ernst. - Ein bestens aufgelegtes Feelgood-Movie, das mit dem Abspannsong nochmals die Freiheiten und die Möglichkeiten, die das Leben bietet, propagiert: „Wir müssen nichts so machen, wie wir es kennen, nur weil wir es kennen, wie wir es kennen.“
Kammgarn Hard: Mi 24.2., 20.30 Uhr