Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 18. Dez 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.12. - 25.12. 2014)

Das TaKino Schaan zeigt diese Woche Radu Mihaileanus Tragikomödie "Le concert". Rabenschwarze Unterhaltung in der Nachfolge von Quentin Tarantino und den Coen-Brüdern steht dagegen mit Hans Petter Molands "Einer nach dem anderen" im Filmforum Bregenz auf dem Programm.

Le Concert: Mehrfach hat Radu Mihaileanu schon von Maskeraden und falschen Identitäten erzählt: In „Zug des Lebens“ verkleidete sich ein ganzes jüdisches Stetl als Nazis, um dem Holocaust zu entgehen, in „Geh und Lebe“ wuchs ein Christ als vermeintlicher Jude unter Juden heran.
Um jüdische Identität geht es auch in „Le concert“, ist doch der einst gefeierte Dirigent Andrei Filipov nie über die Deportation seiner jüdischen Kollegen während der Zeit Breschnews hinweggekommen. Sein Protest hat ihn damals den Job gekostet: Vom Dirigentenpult wurde er in den Putzdienst versetzt.
30 Jahre später will er aber die Chance nützen, als er zufällig ein Fax mit der Einladung des Bolschoi-Orchesters nach Paris abfängt. – Nicht sein Orchester ist das selbstverständlich, das muss er erst aus Underdogs zusammenstellen, muss einen Sponsor auftreiben, einen immer noch an den Kommunismus glaubenden Parteifunktionär für sich gewinnen, Pässe organisieren. Gelaufen ist die Sache mit der Ankunft in Paris allerdings noch lange nicht, denn Undiszipliniertheit der Musiker, aber auch das Engagement einer jungen Stargeigerin, deren Beziehung zu Filipov erst am Ende gelüftet wird, gefährden mehrfach den Auftritt.
Auf klischeehafte Typen sind die russischen Musiker reduziert und auch ihr Verhalten in Paris entspricht allen Klischeevorstellungen. Dennoch funktioniert diese Tragikomödie in ihrer Mischung aus privatem Schicksal und Politik, klassischer Musik und komödiantischen Momenten. Während Mihaileanu auf der einen Seite die Handlung vorantreibt, bietet er auf der anderen sukzessive tiefere Einblicke in die Lebensgeschichte seines Protagonisten. Vorhersehbar ist zwar, dass die Handlung aufs große Konzert zusteuert und allzu harmoniesüchtig mag man die dortige Lösung aller Traumata und quälenden Erinnerungen finden, der emotionalen Wirkung dieses Schlussakkords mit Tschaikowskijs Violinkonzert D-Dur op. 35 wird man sich aber kaum entziehen können.
Takino Schaan: Fr 19.12., 14.30 Uhr

Einer nach dem anderen:
Ein norwegischer Schneepflugfahrer sieht rot, als sein Sohn von einer Bande Drogenhändler ermordet wird, und startet einen blutigen Rachefeldzug.
Hans Petter Molands pechschwarze Komödie ist konsequent aufgebaut und wartet mit originellen Wendungen auf. Vorzüglich ist die Handlung auch in die endlose norwegische Winterlandschaft, die unweigerlich Erinnerungen an den Coen-Krimi „Fargo“ weckt, eingebettet. Schön zieht sich daneben auch das Vater-Sohn-Motiv wie ein roter Faden durch den Film. Denn wie der von Stellan Skarsgard wunderbar stoisch gespielte Schneepflugfahrer durch den Tod seines Sohnes zum Killer wird, so sinnt auch der von Bruno Ganz lustvoll gespielte serbische Mafiaboss, den alle nur „Papa“ nennen, auf Rache für den Tod seines Sohnes.
Jedermanns Sache wird „Einer nach dem anderen“ in seiner Mischung von Humor und sehr brutalen und blutigen Szenen nicht sein, Freunde knochentrockenen schwarzen Humors wird aber gerade dies Vergnügen bereiten.
Filmforum Bregenz im Metrokin Bregenz: Sa 20.12., 22 Uhr