Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 18. Mai 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.5. - 25.5. 2017)

Am Spielboden Dornbirn steht im Rahmen der Queer-Filmreihe in Kooperation mit dem Verein Go West Lucia Puenzos Regiedebüt „XXY“ auf dem Programm. Im Feldkircher Theater am Saumarkt wird im Rahmen der Feldkircher Literaturtage (18. – 20.5.), die sich heuer Stefan Zweig widmen, Maria Schraders „Vor der Morgenröte“ gezeigt.

Vor der Morgenröte: Maria Schrader konzentriert sich in ihrem Spielfilm ganz auf die Zeit des Exils, des 1934 vor den Nationalsozialisten nach London und 1940 weiter nach Brasilien emigrierten Autors. Die deutsche Regisseurin erzählt aber nicht chronologisch die Ereignisse nach, sondern beschränkt sich auf vier Augenblicke während dieser Zeit, in denen ein dichtes Psychogramm des von Josef Hader intensiv gespielten Schriftstellers, dessen Leiden am Exil und dem Verlust der Sprache in einem Land, in dem seine Sprache nicht gesprochen und verstanden wird, gezeichnet wird.
Gerahmt werden diese vier Momentaufnahmen durch einen jeweils in einer fulminanten Plansequenz (Kamera: Wolfgang Thaler) gefilmten Prolog und Epilog. Einem prächtigen Bankett in Rio im August 1936 steht dabei die Tatortsicherung der Polizei nach dem Doppelselbstmord Zweigs und seiner Frau Charlotte im brasilianischen Petropolis am 22. Februar 1942 gegenüber. Dazwischen stehen die vier zentralen Szenen von einem Auftritt Zweigs beim Pen-Kongress 1936 in Buenos Aires über einen Besuch einer brasilianischen Zuckerplantage und ein Treffen mit seiner Ex-Frau in New York, bei dem ihm das Flüchtlingselend und die Barbarei des Nationalsozialismus zunehmend bewusst wird, bis zur Begegnung mit dem ebenfalls emigrierten deutschen Schriftsteller Ernst Feder in Petropolis.
Theaterhaft mag „Vor der Morgenröte“ in dieser Beschränkung auf wenige Szenen, die das Fehlen äußerer Bewegung zur Folge hat, wirken, gewinnt aber gerade durch diese Reduktion und Konzentration inhaltliche Dichte und Tiefe.
Theater am Saumarkt, Feldkirch: Fr 20.5., 17 Uhr

XXY: Nicht immer sind die Grenzen zwischen Mann und Frau klar gezogen. Jeder – die Schätzungen sind sehr unterschiedlich - tausendste bis fünftausendste Mensch wird intersexuell, also mit uneindeutigen oder weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen geboren.
Die Hauptfigur des mehrfach preisgekröntem Spielfilmdebüts der Argentinierin Lucia Puenzo wurde mit dem so genannten Adrenogenitalen Syndrom (AGS) geboren und hat zwar einen weiblichen Chromosomensatz (XX), Eierstöcke und Gebärmutter, das äußere Genital ist aber männlich.
Weil Alex´ Andersartigkeit Alex in Buenos Aires zu Geschwätz und Ausgrenzung führte, übersiedelte die Familie in eine uruguayische Küstenstadt. Hier sehen sich Alex und ihre Eltern aber bald der gleichen Intoleranz ausgesetzt, weshalb die Mutter einen befreundeten Schönheitschirurgen einlädt, der an Alex einen medizinischen Eingriff vornehmen soll.
Mit großem Ernst und konzentriert, nicht zuletzt dank der ungemein ausdrucksstarken Inés Efron in der Hauptrolle, erzählt Puenzo von den Belastungen, die die Intersexualität speziell im Jugendalter darstellt. Direkt, aber fern von allem Spekulativen und die schwierige Balance zwischen Nähe und Distanz souverän wahrend ist diese Coming-of-Age-Geschichte und weitet sich zugleich zu einer Auseinandersetzung mit der so genannten „Normalität“ und zu einem entschiedenen, aber nie penetranten Plädoyer für Toleranz.
Spielboden Dornbirn: Di 23.5., 19.30 Uhr