Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 18. Jän 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.1. - 25.1. 2018)

Am Spielboden Dornbirn steht diese Woche unter anderem David Lowery melancholischer Geisterfilm "A Ghost Story" auf dem Programm. Das Takino Schaan zeigt im Rahmen des Vintage Cinema Andrej Tarkowskijs großen Science-Fiction-Film "Solaris" in digital restaurierter Fassung.

A Ghost Story: David Lowery, der mit der melancholischen Texas-Ballade "Ain´t them Bodies Saint" auf sich aufmerksam machte und danach mit "Elliot, der Drache" überraschenderweise eine Disneyproduktion drehte, stellt mit „A Ghost Story“ das Genre des Geisterfilms gewissermaßen auf den Kopf. Hier werden nicht Bewohner eines Hauses von unheimlichen Mächten bedroht, sondern Lowery erzählt in dem in 4:3-Format gedrehten Film, aus der Perspektive eines Geistes.
Großer Hokuspokus ist dazu nicht nötig, es reicht aus, dass der Tote sich im Krankenhaus erhebt, sich das Leichentuch überzieht und seiner Witwe nach Hause folgt. Ohne Kontakt aufnehmen zu können, sitzt er im Vorstadthaus und während für die Witwe langsam das Leben weitergeht, sie eine neue Bekanntschaft macht, auszieht und eine neue Familie einzieht, bleibt der Geist an das Haus gebunden.
So erzählt Lowery leise und in langen Einstellungen, die teilweise auch die Geduld des Zuschauers strapazieren, von Verlust und Einsamkeit, aber auch von der Vergänglichkeit der Welt und dem Vergehen der Zeit, das im Kontrast zur stets gleichbleibenden Existenz des Geistes steht.
Spielboden Dornbirn: Sa 20.1. + Fr 26.1. – jeweils 20.30 Uhr


Solaris:
In Andrej Tarkowskijs 1972 nach einem Roman von Stanislav Lem entstandenen fast dreistündigen Science-Fiction Film wird ein Psychologe auf eine Raumstation geschickt, die einst den Planeten Solaris erforschen sollte, sich inzwischen aber quasi als Müllplatz präsentiert. Von den beiden letzten Überlebenden erfährt der Psychologe, dass der Ozean auf Solaris ein riesiges Gehirn sei, das die Gedanken, Träume und Ängste der Menschen materialisiere.
Technische Spielereien und Special-Effects interessieren Tarkowskij nicht, im Zentrum stehen lange Diskussionen zwischen den Wissenschaftlern über die Aufgabe des Menschen und die Funktion der Forschung. So offensichtlich dabei die auf verbaler Ebene formulierte Botschaft sein mag, so rätselhaft bleibt auch nach mehrmaligem Sehen dieser Film des russischen Visionärs, obwohl er als sein zugänglichster angesehen werden kann.
Linear mag die Geschichte erzählt werden, doch angereichert ist sie mit kunsthistorischen Anspielungen und unvergleichbar und unverkennbar ist Tarkowskijs poetische Bildsprache und sein unendlich langsamer Erzählrhythmus. Mehr als die verbale Ebene und der manifeste Erzählinhalt muss die formale Gestaltung in die Interpretation einbezogen werden: die langen gleitenden Kamerabewegungen, die Lichtveränderungen, die vielschichtige Tonkulisse oder die leitmotivische Wiederkehr der vier Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft. - Tarkowskijs Opus wirkt nicht immer noch, sondern vielleicht mehr als je zuvor wie von einem anderen Stern.
Takino Schaan: Mi 24.1., 20.30 Uhr