Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 17. Jul 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (18.7. – 24.7. 2014)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche den Dokumentarfilm „Daheim – Unsere Zeit im Pflegeheim“, in dem Ulrich Schwendinger den Alltag im Pflegeheim Dornbirn dokumentiert. Beim „Kino unter Sternen“ in Rankweil steht dagegen die französische Komödie „Paulette“ auf dem Programm.

Daheim - Unsere Zeit im Pflegeheim: Ulrich Schwendinger dokumentiert in begleitender Beobachtung den Alltag im Pflegeheim Dornbirn, meldet sich als Regisseur aus dem Off zwar immer wieder mit Fragen zum Leben im Heim zu Wort, verzichtet aber auf einen Kommentar mit Hintergrundinformationen. Das Pflegepersonal kommt zwar kurz zu Wort, im Zentrum stehen aber die Heimbewohner.
Der Blick ist mitfühlend und nie voyeuristisch, lässt den Heimbewohnern in langen Einstellungen viel Zeit, doch sind die Aussagen der Interviewten ausgesprochen redundant. Immer wieder betonen sie, dass im Heim alles passe, Pflege, Essen, Zimmer in Ordnung seien, aber der Alltag eben trostlos langweilig sei. Dies muss man leider auch über diesen Film sagen: Für die Mitwirkenden, denen „Daheim – Unsere Zeit im Pflegeheim“ gewidmet ist, ihre Angehörigen und Bekannten mag dieser Dokumentarfilm durchaus interessant sein, für Außenstehende ziehen sich die rund 90 Minuten aber schier endlos.
Gescheitert ist Schwendinger an der schwierigen Aufgabe, Monotonie und Langeweile spannend zu vermitteln. Dies liegt nicht zuletzt an der unfokussierten und sprunghaften Inszenierung. Wenig ergiebig sind kurze Szenen von Grillabend, Singnachmittag, ein Blick in den Speiseraum und zu einem Gottesdienst und auch die meisten Heimbewohner bleiben als Personen blass, weil immer wieder zwischen ihnen hin- und hergeschnitten wird, statt bei einer Person länger zu verweilen. Wirklich spannend und bewegend wird es nur, wenn zwei Damen aus ihrem Leben erzählen. Kurz müssen diese Szenen allerdings bleiben, denn im Zentrum soll ja das Hier und Jetzt des Heimalltags stehen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 21.7., 18 Uhr (in Anwesenheit des Regisseurs); Di 22.7., 20.30 Uhr

Paulette: Das Bild der netten Greisin stellt die griesgrämige und rassistische Paulette gehörig auf den Kopf. Weil die Mindestrente hinten und vorne nicht ausreicht, sucht sie nach einer neuen Einnahmequelle und entdeckt sie im Drogenhandel.
Witz entwickelt „Paulette“ aus dem Bruch mit gewohnten Bildern, aus dem Widerspruch von frommer Greisin und Rassistin, aus scheinbarer Harmlosigkeit und tatsächlicher Aggressivität. Denn wenn Madame auf dem Markt die Abfälle nach Essbarem durchsucht, schreckt sie auch nicht davor zurück ihren Pfefferspray einzusetzen, um sich im Kampf um Lauch oder Broccoli gegen die Konkurrenz durchzusetzen.
Alles andere als sympathisch zeichnet Regisseur Jérôme Enrico diese Frau – und doch ist von Anfang an klar, dass hier von einer Läuterung erzählt werden wird, dass man diese Paulette, die von der im Juni 2013 verstorbenen Bernadette Lafont mit sichtlicher Lust gespielt wird, schließlich ins Herz schließen wird.
Temporeich ist das inszeniert. Szene folgt auf Szene, schnell kommen die Pointen, doch wirklich entwickelt wird hier nichts. Man merkt hier deutlich Enricos Herkunft vom Fernsehen, bei dem – auch durch die Werbepausen bedingt – kurze wirkungsvolle Szenen wichtiger sind als der Aufbau langer Handlungsbögen, die vom genauen Blick leben.
Kein Thema wird so wirklich ausgelotet, nur Hintergrund bleibt die Altersarmut, nicht differenzierter entwickelt werden die Wohnbedingungen und die Spannungen in den Banlieues und auch die Wandlung Paulettes wird mehr behauptet als überzeugend herausgearbeitet. Immerhin wird man kurzweilig unterhalten, doch mit Verlassen des Kinosaals verfliegt die Wirkung dieser Komödie auch schon wieder.
Filme unter Sternen, Marktplatz Rankweil: Mi 23.7., 21.30 Uhr