"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 16. Jul 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.7. - 23.7. 2015)

Sommerzeit ist Open-Air-Zeit. Beim Filmfest Vaduz läuft diese Woche Jim Jarmuschs Kultfilm "Down by Law". In Rankweil und Altstätten steht die französische Erfolgskomödie "Verstehen Sie die Béliers?" auf dem Programm.

Down by Law: Durch die morgendlichen Straßen eines Vororts von New Orleans gleitet Robby Müllers Kamera. Klar und scharf in den Kontrasten, bestechend in ihrer Tiefenschärfe sind die Schwarz-weiß Aufnahmen, und den musikalischen Kommentar zu den verkommenen Straßenzügen liefert Tom Waits "Jockey Full of Bourbon". Zweimal blickt die Kamera kurz in Wohnungen hinein, erhascht in der einen den Zuhälter Jack (John Lurie), in der anderen den Discjockey Zack (Tom Waits). Beide werden von sogenannten Kollegen reingelegt und erst in der Gefängniszelle treffen sie aufeinander und aus zwei Geschichten wird eine. Wort- und illusionslos hängen sie dort herum und Jim Jarmusch fängt in langen starren Einstellungen den Stillstand ein.
Doch dann kommt der italienische Tourist und Walt Whitman-Fan Roberto (Roberto Benigni) dazu, der wegen Mordes verhaftet wurde. Zwar benötigt er zur Kommunikation auf Englisch stets sein Notizbuch, aber seine Lebensfreude ist übersprudelnd und allein mit der Konjugation von "I scream, you scream" vermag er beinahe eine Gefängnisrevolte zu initiieren. Er steht in krassem Gegensatz zur Lethargie der Amerikaner. Kein Problem ist es für das Trio dann auch mittels Robertos Kenntnis amerikanischer Gefängnisfilme zu fliehen...
Gegen den Strich inszeniert Indie-Ikone Jim Jarmusch, nimmt die Dramatik geradezu aus dem Film heraus und zeigt anstelle von Action lakonisch die Pausen dazwischen. Ruhig ist der Erzählrhythmus, nie kommt hier Hektik auf, durch keine Großaufnahme muss etwas besonders betont werden und den wunderbar gelöst agierenden Tom Waits, John Lurie und Roberto Benigni wird viel Zeit und Raum eingeräumt um ihre Figuren zu entwickeln. Vollkommen wird in diesem Film, der wie alle Arbeiten Jarmuschs vom Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen erzählt, das Glück des Zuschauers aber dadurch, dass die Reise, die in einer Hölle begann, zumindest für Roberto im Paradies endet. Jack und Zack dagegen machen sich wieder auf den Weg - freilich jeder in eine andere Richtung.
Filmfest Vaduz, Rathausplatz Vaduz:
Sa 18.7., 23.15 Uhr


Verstehen Sie die Béliers?:
Vieles bleibt auf dem Bauernhof der Familie Bélier an der 16-jährigen Paula (Louane Emera) hängen, denn sie ist als einzige der Familie nicht taubstumm und muss so für die Kommunikation nach außen sorgen. Als sie sich aber als Stimmwunder entpuppt, will sie auf eine Gesangsschule nach Paris.
Kein Film über Behinderung ist das, benutzt vielmehr die Taubstummen in der – besonders wenn es um Sexuelles geht - ausschweifenden Gebärdensprache für simple Witze. Doch das lustvoll-aufgedrehte Spiel Karin Viards als resolute Mutter und der zurückhaltende Franois Damiens als gutmütiger Vater lassen einem diese Familie bald ans Herz wachsen, auch wenn Paulas ebenfalls taubstummer Bruder Quentin eher blass bleibt.
Dramaturgisch holpert die Handlung mehr dahin als sich zwingend zu entwickeln. Notdürftig angeklebt, um Position für die Landwirtschaft und gegen Industrialisierung zu beziehen, wirkt der Nebenplot der Bürgermeisterwahl, in der sich Papa Bélier als Gegenkandidat aufstellen lässt. Hemmungslos verklärt wird das bäuerliche Leben und die französische Provinz und alle Probleme lösen sich spielerisch leicht in Luft auf.
Nicht tiefschürfend erzählen, sondern zwei Stunden leichthändig und flott unterhalten will Eric Lartigau mit seinem Feelgood-Movie. Dies freilich gelingt ihm, weil er einerseits weiß, mit welchen Themen er sein Publikum ansprechen kann und wie er es manipulieren kann, andererseits auch auf seine Schauspieler vertrauen kann und mit der frischen und unbekümmerten Erzählweise das Gefühl von Natürlichkeit und Echtheit versprüht.
Rankweil,
Marktplatz: Mi 22.7., 21.30 Uhr
Altstätten, Kirchplatz: Mi 29.7., 21.30 Uhr