Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 16. Apr 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.4. - 23.4. 2015)

Das Takino Schaan zeigt diese Woche Bettina Oberlis Tragikomödie „Lovely Louise“. Höchst eigenwillige Filmkunst steht dagegen mit dem Venedig-Sieger „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ beim FKC Dornbirn auf dem Programm.

Lovely Louise: „Lovely Louise“ lautet zwar der Titel von Bettina Oberlis Tragikomödie, doch die 80-jährige Ex-Schauspielerin (Annemarie Düringer) ist nur auf den ersten Blick nett. Ihren Sohn André (Stefan Kurt) erinnert sie nämlich immer wieder daran, dass sie wegen seiner Geburt auf eine Hollywood-Karriere verzichtete, sodass der Mittfünfziger schuldbewusst sein Leben ganz ihren Wünschen unterordnet. Doch dann trifft aus den USA ein bislang unbekannter zweiter Sohn (Stanley Townsend) Louises ein und Andrés Bild von seiner Mutter zerbricht sukzessive.
Wie ihren Erfolgsfilm „Die Herbstzeitlosen“ inszeniert Oberli auch hier unauffällig, um nicht zu sagen bieder. Sie vertraut ganz auf ein solides Drehbuch und Schauspieler, denen sie Raum lässt, ihren Figuren Profil zu verleihen. Herausragend ist dabei Stefan Kurt, der eindringlich Andrés Zerrissenheit zwischen Mutterliebe und der Sehnsucht nach einem eigenen Leben vermittelt: Kein großer, aber ein sehr menschlicher und im mitfühlenden Blick sympathischer Film.
Takino Schaan: Fr 17.4., 14.30 Uhr

 

Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach: Auch in seinem fünften, bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichneten Film bleibt der Schwede Roy Andersson seinem sehr speziellen Stil und seinem ebenso verzweifelten wie komischen Blick aufs Leben und die Welt treu.
Tristesse verbreitet sich in den lakonischen 39, jeweils in einer einzigen starren Totalen gefilmten Szenen schon durch Farbgestaltung und Kulissen. In ausgebleichtes Grau, Graugrün und Brauntöne sind die Bilder getaucht, die Kulissen und Kostüme scheinen aus den 1950er und 1960er Jahren zu stammen. Nicht mit dem Schnitt als vielmehr mit der Raumtiefe arbeitet Andersson, fordert den Zuschauer auf sich in diesen unglaublich tiefenscharfen Tableaus, in denen sich das Geschehen im Vordergrund ebenso wie im Hintergrund abspielt, selbst zu orientieren.
Eine Handlung stellt sich in diesem Film, der zwischendurch auch ins 18. Jahrhundert und die Zeit des Imperialismus springt, erst langsam und dann auch nur ansatzweise mit dem Auftauchen der beiden Scherzartikelverkäufer Jonathan (Holger Andersson) und Sam (Nisse Vestblom) ein. Mit Vampirzähnen, Lachsack und – als letztem Schrei – grotesker Monstermaske will das an Stan Laurel und Oliver Hardy oder Becketts Wladimir und Estragon erinnernde Duo den Menschen helfen Spaß zu haben. Ahnen kann man freilich, dass dieses Geschäft in dieser Welt schlecht läuft. Zwar erklären immer wieder Nebenfiguren am Telefon „Es freut mich zu hören, dass es euch gut geht“, doch glückliche Menschen sieht man bei Andersson nie.
So kunstvoll und bis in jedes Detail überlegt gestaltet „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ freilich auch ist, so sehr fordert diese in der Tradition Samuel Becketts stehende philosophische Betrachtung des menschlichen Lebens auch den Zuschauer. Denn er bleibt hier wirklich Zuschauer, wird nicht emotional in den Film einbezogen, sondern soll am Beispiel der präsentierten Szenen angeregt werden über das eigene Leben nachzudenken.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 22.4., 18 Uhr + Do 23.4., 19.30 Uhr