Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 15. Jun 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (16.6. - 22.6. 2017)

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche den wunderbaren, weil völlig untypischen finnischen Boxerfilm „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“. Im Takino Schaan steht dagegen die Komödie „Parada“ auf dem Programm, in der Srdan Dragojevic mit der homophoben Stimmung auf dem Balkan abrechnet.

Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki: Zum finnischen Nationalhelden soll der Boxer Olli Mäki durch einen Sieg im Kampf um die Weltmeisterschaft im Federgewicht gegen den afroamerikanischen Weltmeister Davey Moore werden. Der 17. August 1962 soll zum glücklichsten Tag in seinem Leben werden, doch bei einer Hochzeit verliebt sich Olli in Raija und die Vorbereitungen für den großen Kampf interessieren ihn kaum noch.
Lustlos nimmt Olli an den Pressekonferenzen und Treffen mit Sponsoren teil, zu denen ihn sein Manager schleppt. Wenig Interesse zeigt er nicht nur daran, die nötigen Kilos abzunehmen, sondern auch beim Training ist er nicht wirklich bei der Sache. Lieber haut er schon mal ab, um Raija zu besuchen.
In Schwarzweiß und auf grobkörnigem 16mm hat der Finne Juho Kuosmanen sein auf einer wahren Geschichte beruhendes Debüt gedreht. Allein schon durch diese raue, statt Hochglanz immer wieder Poesie ausstrahlende Form gewinnt dieser gegen den Strich gebürstete Boxerfilm Charme. Dazu kommen aber noch der wunderbar lakonisch agierende Jarkko Lahti in der Hauptrolle und eine trockene, aber von Empathie für den Protagonisten getragene Erzählweise.
Hinreißend bedient sich Kuosmanen der Regeln des Boxerfilms, um ihnen dann aber eine Absage zu erteilen. Wird dort meist der große Einsatz, der schließlich zum Triumph führt, gefeiert, so lässt Kuosmanen seinen Protagonisten das Glück abseits des Sports und des Heldentums finden.
Wie recht er damit hat, zeigt die wunderbare Schlussszene, in der der Film den Bogen zur Realität schlägt: Das alte Paar, dem die beiden jungen Protagonisten bei einem Spaziergang an einem Fluss hier begegnen und das sie zu einem Gespräch anregt, ob sie auch gemeinsam alt und glücklich werden werden, ist der reale Olli Mäki und seine Frau Raija. – Schöner kann man einen Film nicht enden lassen.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 21.6., 18 Uhr + Do 22.6., 19.30 Uhr


Parada – The Parade:
Während „Gay Prides“ in West- und Mitteleuropa kaum mehr für Aufsehen sorgen, führen sie auf dem Balkan immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen von Rechtsextremen. Srdan Dragojevic dient diese homophobe Stimmung als Basis für eine schrille Komödie, die sich im exjugoslawischen Raum zum Publikumshit entwickelte.
Im Mittelpunkt steht ein Kriegsveteran und Macho par excellence, der auf Drängen seiner Geliebten den Schutz einer geplanten „Gay Pride“ übernimmt. Weil er in seiner Umgebung aber keine Helfer findet, stellt er mit ehemaligen Kriegsgegnern aus Kroatien, Bosnien und dem Kosovo eine kleine Schutztruppe zusammen. Dragojevic setzt nicht auf Zwischentöne, sondern inszeniert im Stil eines Emir Kusturica schwungvoll und sichtlich mit Herzblut und Engagement. Unbekümmert spielt er mit Klischees und Stereotypen und zeigt, wie sich Gegensätze auflösen, wenn man sich auf den anderen einlässt. Den Ernst des Hintergrunds verliert er dabei trotz der Lust an Klamauk und Situationskomik nie aus den Augen.
Takino Schaan: Do 22.6., 20 Uhr