Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 14. Dez 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.12. - 21.12. 2017)

Am Spielboden Dornbirn läuft diese Woche mit „Rare Exports – Eine Weihnachtsgeschichte“ ein ebenso durchgeknallter wie unterhaltsamer Weihnachtsfilm für Erwachsene. Im Heerbrugger Kino Madlen wird dagegen der Dokumentarfilm „An Inconvenient Sequel – Immer noch eine unbequeme Wahrheit“ gezeigt, der Al Gore bei seinem unermüdlichen Kampf für den Klimaschutz begleitet.

Rare Exports – Eine Weihnachtsgeschichte: Der Finne Jalmari Helander bietet mit seinem Spielfilmdebüt ein durchgeknalltes Kinovergnügen über die Herkunft des Weihnachtsmanns, fernab von seliger Weihnachtsstimmung und Kitsch. In diesem hinreißenden Mix aus Horror und schwarzem Humor entpuppt sich der vermeintlich nette Mann mit Rauschebart, der Kinder beschenkt, nämlich als brutaler Rächer, der am Polarkreis in der finnisch-russischen Grenzregion sein Unwesen treibt. Machtlos stehen ihm die Erwachsenen gegenüber, doch ein neunjähriger Junge weiß Rat.
Souverän spielt Jalmari Helander mit den Mustern des Horrorfilms, zeigt keine Gewalttat, sondern arbeitet geschickt mit Aussparungen, die die Phantasie des Zuschauers anregen. Dichte gewinnt „Rare Exports“ – der Titel klärt sich am Ende auf – durch die Verankerung in der weiten finnischen Winterlandschaft sowie durch den Verzicht auf Schnörkel und Nebengeschichten. Abrupt und ohne Exposition ist der Einstieg, knapp und vorwärts drängend die Erzählweise, einprägsam die bärtigen Typen.
Seine abgefahrene schwarzhumorige Note bekommt dieser reine Männerfilm „from the land of the original Santa Claus“ aber eben erst dadurch, dass die Horrorgeschichte um den Weihnachtsmann herum aufgebaut wird. Wie hier die allgemein bekannte und immer als liebenswert dargestellte Figur ins Negative verkehrt wird, auch auf die Helfer von Santa Claus nicht verzichtet wird, sondern sie Zombies gleich durch die verschneite Landschaft tappen dürfen, und letztlich eine sehr plausible Erklärung dafür gegeben wird, wie der Weihnachtsmann an 100 Orten gleichzeitig sein kann, ohne dass dabei die Magie von Weihnachten strapaziert werden muss, das ist höchst originell und ungemein vergnüglich anzusehen.
Spielboden Dornbirn: Di. 19.12. + Do 21.12. – jeweils 19.30 Uhr


An Inconvenient Sequel – Immer noch eine unbequeme Wahrheit
: Elf Jahre nach dem Oscar-gekrönten „Eine unbequeme Wahrheit“ ist Al Gore wieder mit einem Film unterwegs, in dem er unermüdlich vor Klimawandel warnt und für Klimaschutz plädiert. – Die Regisseure haben gewechselt, Benny Cohen und Jon Shenk sind an die Stelle von Davis Guggenheim getreten, die Methode ist aber die gleiche geblieben: In eindrucksvollen Bildern wird das Schmelzen der Gletscher in Grönland vermittelt, im Zentrum stehen aber immer wieder Vorträge, die der ehemalige Vizepräsident der USA seit zehn Jahren auch zur Ausbildung von Klimabotschaftern hält. Mit seinem charismatischen Reden, ergänzt durch Bilder von Überflutungen, Tornados und Dürrekatastrophen, aber auch mit eindrucksvollen Graphiken zur dramatischer Zunahme der extrem heißen Tage macht er anschaulich die Auswirkungen des Klimawandels deutlich.
Rückschlägen stellen Cohen/Shenk Erfolge, wie den Ausbau der Windenergie und Sonnenenergie nicht nur in den USA, sondern beispielsweise auch in Chile gegenüber, ehe der Film sich auf die große Klimakonferenz 2015 in Paris hin entwickelt.
Auf diesen Erfolg folgt mit der Aufkündigung des in Paris getroffenen Abkommens durch Donald Trump zwar ein herber Rückschlag, dennoch steht am Ende eine kämpferische, leidenschaftliche und hoffnungsvolle Rede Gore. – Und auch der Zuschauer wird im Abspann aufgerufen sich an diesem Kampf zu beteiligen.
Das ist natürlich ein missionarischer Film mit einer klaren Botschaft, doch trotz der einfachen Form und vieler bekannter Fakten reißt "An Inconvenient Sequel" dank der Präsenz Gores, der markanten Graphiken und der Bilder der Auswirkungen des Klimawandels immer wieder mit.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 18.12., 20.15 Uhr