Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Walter Gasperi · 13. Jul 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (14.7. - 20.7. 2017)

Der Spielboden Dornbirn startet sein Open-Air mit Thomas Wirthensohns Dokumentarfilm „Homme Less“. Beim FKC Dornbirn steht diese Woche Park Chan-wooks meisterhafter Erotikthriller „Die Taschendiebin" auf dem Programm.

Homme Less: Der in New York lebende Dornbirner Thomas Wirthensohn begleitete für seinen  Dokumentarfilm zwei Jahre lang den Streetstyle-Fotografen Mark Reay mit der Kamera durch seinen Alltag. Mit gepflegtem Haar, stylischer Kleidung und eleganten Schuhen scheint Reay zur gesellschaftlichen Oberschicht zu gehören, wenn er auf den Straßen von New York junge Frauen anspricht und wie Models fotografiert.
Doch der Schein trügt eben, denn Wohnung besitzt dieser Mann keine, sondern verrichtet seine Körperpflege in öffentlichen Toiletten und hat sich auf dem Dach eines Wohnblocks in East Village mit einer Plane eine Schlaftstätte eingerichtet. Mehr als Hobby denn als Job betrachtet das 52-jährige Ex-Model die Fotografie folglich auch, verdient sich den Lebensunterhalt vielmehr als Statist und Kleinstdarsteller in TV-Filmen oder Kinohits wie «Men in Black 3» oder auch als Weihnachtsmann.
Nah dran ist Wirthensohn an Reay, problematisch ist freilich, dass man nur die Perspektive dieses brillanten Selbstdarstellers sieht, nur er zu Wort kommt und auch der Film ganz im Hier und Jetzt verhaftet ist und man kaum etwas über die Vergangenheit Reays erfährt.
Flott geschnitten und durchaus unterhaltsam, wenn auch redundant ist das aber allemal, verfällt dabei aber auch immer wieder mal der Lust den schönen Schein zu zelebrieren, ihn zu feiern. Gleichzeitig wird hier aber eben auch ein treffender Diskurs geführt über diese Ambivalenz von Schein und Sein, von glitzernder Modewelt auf der einen Seite und Leben in Armut auf der anderen und über das wohl nicht nur in New York zu findende Streben diese Armut nach außen zu vertuschen und der Welt einen schönen Schein vorzuspielen.
„Lichtspiele am Dach“ - Rooftop des Parkhauses im Rhomberg-Areal, Dornbirn: Fr 14.7., 21 Uhr


Die Taschendiebin:
Im Korea der 1930er Jahre wollen eine Taschendiebin und ein Betrüger, der sich als Graf ausgibt, mit Tricks und Täuschungen an das Vermögen einer reichen jungen Frau kommen, doch in Park Chan-wooks Erotikthriller sollte man den ungemein eleganten und prachtvoll ausgestatteten Bildern nicht trauen.
Souverän hält der Koreaner die Fäden in der Hand, bringt mit geschickt eingebauten Rückblenden und Perspektivenwechseln neue Wendungen und düpiert den Zuschauer immer wieder, indem sich vermeintliche Realitäten als Täuschungen entpuppen. Denn jeder manipuliert in diesem nicht nur stilistisch brillanten, sondern auch hochspannenden Film jeden und nichts ist so, wie es zunächst scheint.
Was dabei als klassischer Thriller beginnt, entwickelt sich im Subtext zunehmend zu einer Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen und der Befreiung der Frau aus ihrer gesellschaftlichen Unterdrückung. Wie Korea unter der japanischen Besatzung leidet, erscheinen die Frauen als Objekte der Männer.
Das fest zugeschnürte Korsett, das ihnen geradezu die Luft abschnürt, ist bildlicher Ausdruck der fehlenden Handlungsfreiheit. Doch mit dem Lösen der Bänder und dem Ablegen der Kleider entdecken die beiden Frauen nicht nur die Erotik, sondern lernen auch sich von der Herrschaft der Männer zu befreien.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 19.7., 18 Uhr + Do 20.7., 19.30 Uhr