Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Walter Gasperi · 11. Mai 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.5. - 18.5. 2017)

Im Takino Schaan läuft diese Woche mit „Denial – Verleugnung“ ein packender Gerichtsfilm über den Holocaust-Leugner David Irving, der in Österreich leider nicht in die Kinos kommen wird. Beim Filmforum Bregenz steht mit „Einsamkeit und Sex und Mitleid“ dagegen ein Kaleidoskop einsamer Großstädter auf dem Programm.

Denial - Verleugnung: Als die US-Historikerin Deborah Lipstadt in den 1990er Jahren den Holocaust-Leugner David Irving verbal attackierte, verklagte dieser sie wegen Verleumdung. Einen Vergleich hätte Lipstadt nun eingehen können, hätte damit aber die Leugnung des Holocausts salonfähig gemach. Alternative war, dass sie sich gegen den Vorwurf vor einem britischen Gericht verteidigt. Dabei musste aber nicht Irving ihre Verleumdung beweisen, sondern vielmehr musste sie beweisen, dass ihre Angriffe gegen Irving berechtigt waren, dass seine Leugnung des Holocaust eine gezielte und nicht zu tolerierende Fälschung der Geschichte ist.
Konventionell ist Mick Jacksons Gerichtsdrama inszeniert, dennoch packt „Denial“ dank eines starken Drehbuchs von David Hare und eines großartigen Ensembles. Ganz auf die historische Debatte und den Prozess konzentriert sich Hare, spart alles Persönliche aus. Der Motor des Films ist das von Rachel Weisz als Deborah Lipstadt, Tom Wilkinson als ihr Anwalt und Timothy Spall als selbstgefälliger und arroganter David Irving großartig gespielte Dreieck.
Über die historische Aufarbeitung hinaus hat „Denial – Verleugnung“ dabei in einer Zeit, in der mit Begriffen wie „fake news“ und „alternative facts“ argumentiert wird, Aktualität gewonnen. Mustergültig lässt sich nämlich an diesem Gerichtsdrama studieren, dass es diese alternativen Fakten nicht geben kann und geben darf, dass man zwar über Dinge verschiedene Meinungen haben kann und Redefreiheit unbedingt zu fordern ist, dass diese Freiheit aber nicht benützt werden darf, um unumstößliche Tatsachen zu verdrehen, mit Lügen seine Ideologie zu verbreiten und die Massen zu manipulieren.
Takino Schaan: Sa 13.5., 18.30 Uhr; So 14.5., 20.30 Uhr


Einsamkeit und Sex und Mitleid:
Es ist ein großes Unterfangen die Schicksale von zwölf Personen durch die Montage so zu verknüpfen, dass diese Verbindungen sich ganz organisch ergeben und die Handlung trotz der häufigen Schauplatzwechsel übersichtlich bleibt. Lars Montag meistert diese Aufgabe in seiner Verfilmung von Helmut Kraussers Roman souverän. Leichthändig wechselt er zwischen den Erzählsträngen deckt mit schwarzem Humor, hinter dem immer wieder bitterer Ernst durchschimmert, die Einsamkeit, die Frustration und die Sehnsucht nach körperlicher Nähe seiner Protagonisten auf. Deren Bandbreite erstreckt sich dabei von Teenagern über eine Fotokünstlerin und einen Supermarktleiter bis zum aufgrund seiner Entlassung verbitterten und aggressiven Lehrer. Getragen von einem großartigen Ensemble – darunter: Maria Hofstätter - zeichnet Montag treffliche Miniaturen moderner Großstadtmenschen, doch in die Tiefe zu gehen und zu bewegen vermag dieses Kaleidoskop einerseits aufgrund der kühl beobachtenden Erzählweise andererseits aber auch aufgrund seiner Fülle nicht.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 13.5., 22 Uhr