Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 10. Mai 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.5. - 17.5. 2018)

Der Spielboden Dornbirn zeigt diese Woche nochmals den packenden, aber inhaltlich zwiespältigen US-Krimi „Wind River“. Eine grelle Gesellschaftssatire steht dagegen beim TaSKino Feldkirch mit Oskar Roehlers „HERRliche Zeiten“ auf dem Programm.

Wind River: In den Totalen (Kamera: Ben Richardson) der verschneiten Landschaft des in Wyoming gelegenen Indianerreservats Wind River kann man die Kälte fast spüren. Bei der Jagd auf einen Puma, der einen Stier gerissen hat, stößt der Fährtensucher und Jäger Cory Lambert (Jeremy Renner) hier auf die Leiche einer jungen Indianerin, die auf der Flucht vor ihren Vergewaltigern erfroren ist.
Erfahren mit der Region und ihren Bewohnern unterstützt Cory die junge FBI-Agentin Jane (Elizabeth Olsen), die aus Las Vegas zur Klärung des Falls anreist.
Mit seinem Regiedebüt legt Taylor Sheridan, der durch die Drehbücher zu „Sicario“ und „Hell or High Water“ bekannt wurde, einen harten und packend erzählten Thriller vor. Jeremy Renner und Elizabeth Olsen harmonieren bestens in den Hauptrollen, doch dass diese so ins Zentrum gerückt werden, obwohl Sheridan doch auch von der misslichen Lage und der Diskriminierung der Native Americans erzählen will, stellt sich als Problem dar. Denn dieser Aspekt wird ebenso wenig ausgelotet wie die Trauer und der Schmerz der Eltern über den Tod der Tochter, der wiederum auch Cory an den drei Jahre zurückliegenden Verlust seiner Tochter erinnert.
Problematisch erscheinen aber auch die Rollenbilder, wenn Cory als Jäger ungebrochen zum Helden stilisiert wird, er als der große Beschützer der unerfahrenen Agentin erscheint und auch keine Kritik an der Selbstjustiz, zu der er nach einem brutalen Showdown greift, erkennbar ist. – Zwiespältig lässt so letztlich dieser atmosphärisch dichte und souverän erzählte Mix aus Krimi und Sozialstudie den Zuschauer zurück.
Spielboden Dornbirn: Sa 12.5., 19.30 Uhr

 

HERRliche Zeiten: Oskar Roehler („Elementarteilchen“, „Jud Süß – Film ohne Gewissen“) ist kein Mann der leisen Töne, ist nicht an Subtilität interessiert, sondern liebt es zu provozieren, indem er die Grenzen der politischen Korrektheit bewusst überschreitet. Nach Motiven des Romans „Subs“ von Theo Kunkel, der auch durch seine Beteiligung an der Kampagne für die AfD für die deutsche Bundestagswahl 2017 in die Schlagzeilen kam, legt er mit „HERRliche Zeiten“ nun eine schrille Gesellschaftssatire über Machtverhältnisse und Ausbeutung in Zeiten des Neoliberalismus vor.
Im Mittelpunkt steht das neureiche Ehepaar Müller-Todt. Als Schönheitschirurg, der auf Fettabsaugung spezialisiert ist, bzw. Gartenarchitektin haben sie angesagte Berufe. Mit ihren Einkommen konnten sie sich ein Haus mit großem Garten kaufen, in dem sie abgeschottet durch ein massives Tor ein ungestörtes Leben führen.
Als die Haushaltshilfe kündigt, gibt Herr Müller-Todt auf Anraten des irakischen Nachbarn, der immer wieder wilde Partys feiert, ein – ironisch gemeintes - Inserat auf, in dem er einen Sklaven sucht. Vorwiegend melden sich darauf nur Leute aus der S/M-Szene, doch auch der sehr kultivierte Bartos bietet gegen Kost und Logis seine vielfältigen Dienste an. Verbietet Frau Müller-Todt zunächst die politische Korrektheit die Anstellung eines Haussklaven, überzeugen sie die vielfältigen Dienste doch bald und lassen die depressive Frau auch aufblühen.
Grell ist diese Abrechnung mit dem Wohlstandsbürgertum und der Ausbeutung der sozial Schwachen nicht nur von der Geschichte her, sondern auch durch Inszenierung und Schauspiel. Da dürfen Katja Riemann und Oliver Masucci das Ehepaar von Anfang an überzogen spielen, während Samuel Finzi als Sklave zunächst zurückhaltend mit mephistophelischer Dämonie spielt, bis auch er hemmungslos zu outrieren beginnt. Auch die Lichtsetzung speziell in den Nachtszenen, wenn Herr Müller-Todt bald in giftiges Grün, bald in irrlichternes Rot getaucht wird, sorgt für einen Realitätsbruch. – Durchaus Vergnügen kann diese Satire in ihrer Schrillheit bereiten, leidet aber auch etwas an ihrem kalten Blick auf die durchwegs unsympathischen Figuren, deren Verhalten und Schicksal die Zuschauer nicht bewegt, sondern nur abstößt.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Di 15.5., 20.30 Uhr; Mi 16.5., 18 Uhr; Do 17.5., 20.30 Uhr