Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 10. Nov 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.11. - 17.11. 2016)

Im Kino Madlen in Heerbrugg steht diese Woche Oliver Stones Biopic „Snowden“ auf dem Programm. Am Spielboden Dornbirn wird in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems im Rahmen der Filmreihe zur Ausstellung „Übrig“ Liev Schreibers Regiedebüt „Alles ist erleuchtet“ gezeigt.

Snowden: Oliver Stone zeichnet, ausgehend von Edward Snowdens berühmtem Interview in einem Hongkonger Hotel im Juni 2013, die Geschichte des Whistleblowers von 2004 bis 2013 nach.
In gewohnter Manier übt Stone Kritik an Behörden und der amerikanischen Regierung und baut gleichzeitig den von Joseph Gordon-Levitt gerade durch seine Zurückhaltung stark gespielten Protagonisten zum reinen Helden auf, indem er ihn als großen Kämpfer für Bürger- und Menschenrechte charakterisiert, der aus patriotischen Gründen die Überwachungsmethoden publik gemacht hat.
Über die konkrete Geschichte hinaus wirft Stone damit allgemein Fragen nach dem Verhältnis von Freiheit und Sicherheit und nach verantwortungsvollem Handeln auf. Den Bogen überspannt der Amerikaner dabei allerdings, wenn er Snowdens Widerstand gegen die US-Behörden in Beziehung zum Dritten Reich und den Nürnberger Prozessen setzt, bei denen die Nazis ihre Handlungen mit dem Ausführen von Befehlen rechtfertigten.
In der Mitte hängt "Snowden" zwar etwas durch, da die Handlungsfülle nicht erlaubt, dass alle Szenen wirklich ausformuliert werden, legt aber im Finale an Spannung wieder kräftig zu. Geschickt führt Stone dabei auch die Inszenierung in die Realität über, wenn er den Film mit einem Internet-Interview des echten früheren Ex-Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger mit dem echten Edward Snowden enden lässt.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 14.11., 20.15 Uhr


Alles ist erleuchtet:
Schwarzer Anzug, Krawatte, perfekter Seitenscheitel und Brille – Tiptop geschniegelt, korrekt, aber auch äußerst kühl wirkt der junge, von Elijah Wood stoisch gespielte Jonathan. Seine Hauptbeschäftigung besteht im Sammeln von Erinnerungsstücken. Fein säuberlich werden diese in Plastikbeuteln aufbewahrt, doch einen inneren Bezug zu den mit diesen Fundstücken verbundenen Personen und Ereignissen scheint er nicht zu haben.
Dies ändert sich, als seine Großmutter ihm ein Jugendfoto seines aus der Ukraine emigrierten Großvaters gibt. Jonathan macht sich auf die Reise nach Osteuropa und versucht Licht in die Vergangenheit zu bringen. Unweigerlich muss er dabei auch auf die Gräuel des Holocaust stoßen.
Als witziges Roadmovie, das von einem schwungvollen Soundtrack mit Balkanmusik vorangetrieben wird, beginnt Liev Schreibers Verfilmung von Jonathan Safran Foers Bestseller. Lustvoll spielt der selbst von osteuropäischen Juden abstammende Regisseur mit Sprachschwierigkeiten und den gegenseitigen Klischeevorstellungen von Amerikanern und Ukrainern. Aus dem Aufeinanderprallen ebenso konträrer wie skurriler Figuren entsteht Komik, aber gleichzeitig kommen sich die Charaktere auf dieser Suche nach der Erinnerung näher.
Der Übergang vom Komischen ins Rührende und Tragische, der mit den Erinnerungen an den Holocaust einsetzt, gelingt Schreiber bruchlos. Vielleicht etwas träge, aber wunderbar sanft und rund fließt diese mehr auf Bilder als auf Worte vertrauende Auseinandersetzung mit der Bedeutung der persönlichen, aber auch der kollektiven Erinnerung dahin.
Spielboden Dornbirn: Do 17.11., 19.30 Uhr