Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 09. Jul 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.7. - 16.7. 2015)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Wim Wenders' leises Drama "Every Thing Will Be Fine" - allerdings nicht in 3D. Ein klassisches Melodram steht dagegen mit Benoit Jacquots "Trois coeurs - Drei Herzen" im Kino Madlen in Heerbrugg auf dem Programm.

Everything Will Be Fine: Wenn ein Regisseur wie Wim Wenders einen Spielfilm in 3D dreht, darf man davon ausgehen, dass er sich dabei etwas gedacht hat. Wenn er dann von einem Verein wie dem Filmforum Bregenz, das als Vertreter der Filmkultur angesehen werden will, NICHT in 3D gezeigt wird, mutet das schon ausgesprochen seltsam an: Kann man einen Film nicht in der intendierten Fassung zeigen, müsste man, wenn man auf Filmkultur Wert legt, eben auf dessen Programmierung verzichten – wie z.B. das TaSKino Feldkirch bei Xavier Dolans im 1:1-Format gedrehten „Mommy“.
Im Grunde funktioniert ja Wenders´ leises Drama über einen Schriftsteller, der schuldlos einen Jungen zu Tode fährt, auch ohne 3D, aber geschickt nutzt der 70-jährige Deutsche es dennoch, um beispielsweise Staubpartikel fast greifbar durch eine Hütte treiben zu lassen oder, um die Isolation der Menschen immer wieder durch Blicke durch Fensterscheiben und Türrahmen zu verstärken.
Über zwölf Jahre begleitet Wenders den vom Unfall traumatisierten Schriftsteller, die Mutter des Unfallopfers und dessen Bruder und zeigt im ruhigen Erzählfluss, wie viel Zeit es braucht, bis die Wunden zwar nicht heilen, aber man mit Schuldgefühlen zu leben lernt.
So sehr man freilich die zurückhaltende Inszenierung gerade im Kontrast zu den Emotionen aufbauschenden Hollywoodfilmen auch schätzt, so wirkt "Every Thing Will Be Fine" bei einer Länge von zwei Stunden doch auch etwas antriebslos oder – wie Tomas´ Stieftochter das potentielle Ende seines neuen Romans abkanzelt – etwas lahm.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 11.7., 22 Uhr


Trois coeurs - Drei Herzen:
Zunächst verpasst der Mittvierziger Marc seine große Liebe, doch dann begegnet er einer anderen Frau, verliebt sich wiederum, ohne zu wissen, dass es die Schwester der ersten Frau ist.
Großartig spielt der im Grunde auf komische Rollen abonnierte Benoît Poelvoorde den zunächst psychisch angeschlagenen und an einem schwachen Herzen leidenden Marc, der in der Beziehung zu Sophie Sicherheit gewinnt, ehe ihn das Auftauchen von Sylvie zunehmend zerreißt. Wenn die Gefühle übermächtig durchbrechen weicht auch der ruhige Kamerastil hektischen Handkamerabewegungen und kehrt die innere Erregung so nach außen.
Nicht weniger zu überzeugen als Poelvoorde versteht Charlotte Gainsbourg, die sich völlig zurückhält und aus Liebe zu ihrer Schwester auf ihre große Liebe verzichten will, bis doch die Gefühle übermächtig werden. Die undankbarste Rolle in dieser Dreiecksgeschichte hat zweifellos Chiara Mastroianni als Sylvie, doch auch sie meistert ihren Part bravourös. Sie ist sichtlich die schwächere der beiden Schwestern, wirkt zuerst verzagt, gewinnt dann aber in der Beziehung zu Marc Sicherheit, bis sie zunehmend verwirrt, aber ahnungslos seine Stimmungswechsel wahrnehmen muss.
Nur Sophies Mutter, die von Catherine Deneuve mit der gewohnten kühlen Eleganz und Überlegenheit gespielt wird, durchschaut relativ früh, was wirklich vor sich geht, greift aber nicht ein.
Wunderbar ausgewogen und frei von jeder Schuldzuweisung bleibt dieses große Melodram, zeigt, wie die Liebe blindlings zuschlägt. Prägnant bringt Benoit Jacquot dabei auch die Verzweiflung der Situation auf den Punkt, wenn zwei Frauenstimmen nach Marc rufen, er aber förmlich mit gebrochenem Herzen in der Küche sitzt. Doch auch den Gedanken, dass sich die Dinge ganz anders entwickeln hätten können, wenn sich Marc und Sylvie in Paris nicht verpasst hätten, bringt Jacquot im Finale ins Spiel.
Kino Madlen, Heerbrugg:
Mo 13.7., 20.15 Uhr