Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 09. Apr 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.4. - 16.4. 2015)

Im Gasthaus Jöslar in Andelsbuch steht mit „Rush“ diesen Sonntag Ron Howards Spielfilm über den Kampf zwischen Niki Lauda und James Hunt um die Formel 1-WM 1976 auf dem Programm. Eine faszinierende filmische Auseinandersetzung mit Pieter Bruegels Gemälde „Die Kreuztragung Christi“ gibt es dagegen mit „Die Mühle und das Kreuz“ im Rahmen der „Museumsfilm“-Reihe am Spielboden Dornbirn zu entdecken.

Rush: Vor dem Hintergrund des dramatischen Kampfs zwischen Niki Lauda (Daniel Brühl) und James Hunt (Chris Hemsworth) um die Formel 1-Weltmeisterschaft 1976 zeichnet Ron Howard das Porträt zweier gegensätzlicher Charaktere.
Mit bestechendem Detailreichtum in Ausstattung (Mark Digby) und Kostümen (Julian Day) sowie mit treibender Musik von Hans Zimmer, die durch zeitgenössische Songs unter anderem von David Bowie und Steve Winwood angereichert ist, lässt Howard den Zuschauer in die Atmosphäre der 1970er Jahre eintauchen.
Traditionell ist das inszeniert, doch durch eine dynamische Erzählweise, die auch abseits der Rennszenen mit dem Geschwindigkeitsrausch der Formel 1 korrespondiert und diesen nacherleben lässt, erzeugt Howard Drive und fasst mit geschickten Verkürzungen die Anfänge der Karrieren und das Privatleben von Hunt und Lauda zusammen.
Statt den Verlauf der Rennen akribisch nachzuzeichnen, wird mit Reporterstimmen und im Stakkato aus spektakulären Perspektiven und Detailansichten die Dramatik beschworen. Hautnah ist man am Renngeschehen dabei, wenn die Kamera von Anthony Dod Mantle mal unmittelbar hinter den qualmenden Auspuffen, dann im Motor, dann wieder hinter dem Lenkrad positioniert ist. Mal blickt sie in den Seitenspiegel, vermittelt dann wieder durch den Vollvisierhelm die Fahrerperspektive.
Manches mag hier nicht ganz den historischen Tatsachen entsprechen, aber Peter Morgans Zuspitzungen sind zweifellos dramaturgisch klug. Nichts lenkt hier den Blick von den beiden hervorragend besetzten Protagonisten ab. Der blonde und athletische Chris Hemsworth ist schon rein physisch der ideale Typ für den Playboy Hunt und Daniel Brühl hat sich mit sichtlichem Vergnügen aber wohl auch hohem Arbeitseinsatz, der ganz der Lebenseinstellung seiner Figur entspricht, in seine Rolle versetzt und sich bestechend auch Laudas Sprechweise angeeignet.
Gasthaus Jöslar, Andelsbuch: So 12.4., 20 Uhr

Die Mühle und das Kreuz: Lech Majewski filmische Auseinandersetzung mit dem Gemälde „Die Kreuztragung Christi“ von Pieter Bruegel dem Älteren beginnt mit einer langen Parallelfahrt über die Figuren, die bewusst nicht ganz ruhig stehen und den Bildcharakter damit schon brechen, ehe der Film in die Totale springt, um auch die gemalte Landschaft im Hintergrund mit einer auf einem spitzen Berg stehenden Mühle ins Bild zu rücken.
Majewski fokussiert ganz auf der Entstehungsgeschichte des 1564 entstandenen Gemäldes. Er erfindet nicht nur in weitgehend dialoglosen tableaux vivants Geschichten zu einigen der dargestellten Figuren, sondern bringt auch den Widerstand der calvinistischen Niederländer gegen die katholischen spanischen Besatzer ins Spiel und schaltet diese zeitgenössische Ebene mit der Passionsgeschichte Christi und den damaligen Verhältnissen in Palästina kurz.
Daneben schneidet Majewski aber auch die Bildproduktion selbst an, lässt Bruegel (Rutger Hauer) seinem Auftraggeber, dem Antwerpener Kaufmann und Kunstsammler Nicolas Jonghelinck (Michael York) - und damit auch dem Zuschauer – Bildaufbau und Bedeutung einzelner Details erklären.
Kühl und distanziert, hoch akademisch und sicher nicht emotional ist dieser teilweise an ein Diorama erinnernde Film, aber aufregend in seinen inhaltlichen Implikationen und seiner vielschichtigen Interpretation, visuell ein Genuss in den akribisch nachgestellten und farbenprächtig ausgestatteten Figuren von Bruegels Bild und weckt unweigerlich die Lust an der Interpretation von Gemälden insgesamt.
Spielboden Dornbirn: Mi 15.4., 20 Uhr