Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 09. Aug 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.8. - 16.8. 2018)

Sommerzeit ist Zeit der Open-Air-Kinos: Auf dem Marktplatz Rankweil wird diese Woche bei „Filme unter Sternen“ unter anderem die französische Komödie „Madame Aurora und der Duft von Frühling" gezeigt, das Filmfest Vaduz präsentiert unter anderem das intensive französische Drama „Reparer les vivants – Die Lebenden reparieren“.

Madame Aurora und der Duft von Frühling: Wechseljahre, schwangere Tochter und dann auch noch der Verlust des Arbeitsplatzes. – Aurora glaubt, dass es mit 50 im Leben einer Frau nur noch abwärts geht, findet aber dann in Blandine Lenoirs Feelgood-Movie doch wieder zu Lebensfreude.
Ganz auf die großartige Agnes Jaoui, die in der Rolle förmlich aufgeht und die man einfach lieben muss, hat die 45-jährige Regisseurin ihre beiläufig, aber stimmungsvoll in der Küstenstadt La Rochelle verankerte Komödie zugeschnitten. In jeder Szene ist Jaoui präsent, ganz auf ihre vielfältigen Nöte – und damit die Probleme vieler Frauen der westlichen Welt – fokussiert der Film. Mehr als eine stringente Handlung interessieren Lenoir dabei starke Szenen, einiges verläuft somit auch im Sand.
Andererseits ist das mit so viel Schwung und hinreißendem, rasantem Dialogwitz inszeniert und thematisiert so pointiert die Menopause, die sonst im Kino kaum Thema ist, dass diese „Madame Aurora“ speziell Frauen begeistern wird. Denn bestechend hält Lenoir die Balance zwischen Witz und Ernst, blickt mit spürbarer Empathie auf ihre Protagonistin und lässt das Publikum mit ihr mitleiden.
Ein echter Frauenfilm ist das, der auch immer wieder kräftig gegen die Männer und eine Gesellschaft austeilt, die Frauen um die 50 aufs Abstellgleis schieben. Als Antwort darauf beschwört Lenoir die Solidarität der Frauen und gönnt ihrer Protagonistin und auch dem Publikum ein Happy End, das klar macht, dass das Leben auch für Frauen in diesem Alter, in dem sich die Männer oft jüngere Frauen angeln, noch lange nicht vorüber ist, sondern immer noch die Chance auf einen Neuanfang und ein zweites Glück besteht.
Open-Air-Kino „Filme unter Sternen“, Marktplatz Rankweil: Mi 15.8., 21 Uhr

Reparer les vivants: Ein 17-Jähriger liegt nach einem Autounfall mit einem schweren Schädelhirntrauma im Krankenhaus, ist hirntot, könnte aber mit der Organspende noch ein anderes Leben retten.
Nicht nur für die fulminante Eröffnungsszene, in der Katell Quillévéré mit einem Surfausflug ans Meer die Leidenschaftlichkeit und Intensität jugendlichen Lebens feiert, kommt fast ohne Worte aus, sondern der ganze Film lebt vom großartigen Gespür der Französin fürs Visuelle.
In verknappten Szenen vermittelt die 1980 in der Elfenbeinküste geborene Regisseurin nach dem Unfall eindrücklich die Arbeitsüberlastung der Ärzte, die den Eltern nicht nur die schreckliche Nachricht vom Hirntod ihres Sohnes überbringen müssen, sondern gleichzeitig vorsichtig anfragen, ob sie bereit seien den Körper des Sohnes für eine Organspende freizugeben.
Dynamik, Kraft und Drive gewinnt „Reparer les vivants“ einerseits durch die dynamische Kamera und den großartigen Soundtrack mit vielen Popsongs. Andererseits gelingt dies auch dadurch, dass sich der Film nicht auf eine Gruppe konzentriert, sondern mit Erzählsträngen und dem Krankenhaus als Bindeglied ein weites Netz aufbaut, nichts breit auswalzt, aber vieles prägnant vermittelt, in verknappter Form und meisterhaft elliptischer Erzählweise großartig kleine Porträts zeichnet und eine Vielfalt von emotionalen Stimmungen und Problemen anschneidet. – Emotional ungemein dicht, aber nie zum tränendrückenden Rückstück wird dieses Drama durch diese Verknappung.
Open-Air-Kino „Filmfest Vaduz“, Peter Kaiser-Platz: Do 16.8., 20.30 Uhr