Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 09. Feb 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.2. - 22.2. 2017)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche die sehr unterhaltsame deutsche Agentenkomödie „Kundschafter des Friedens“. Am Spielboden Dornbirn steht Stanley Kwans und Daniel Scheinerts ziemlich durchgeknallte Komödie „Swiss Army Man“ auf dem Programm.

Kundschafter des Friedens Als ein deutscher Spion mit dem Kompromisskandidaten für die Wiedervereinigung eines geteilten zentralasiatischen Staates gefangen genommen und verschleppt wird, fürchtet die deutsche Bundesregierung eine Blamage, steht doch die Friedens- und Wiedervereinigungskonferenz in Bonn unmittelbar bevor. Ratlosigkeit herrscht beim BND über das weitere Vorgehen, da entdeckt ein Mitarbeiter auf einem alten Foto einen ehemaligen Topagenten der DDR, der zudem der beste Kenner des zentralasiatischen Landes ist. Dieser will aber nur mit seinem alten Team arbeiten, das er im Stil von „Ocean´s Eleven" rekrutiert.
Witz entwickelt Robert Thalheims selbstironisch und sich selbst nicht zu wichtig nehmende Komödie, wenn die Rentner-Agenten sich nur bei einem Springbrunnen treffen, weil man sie ja abhören könnte, wenn sie auf Peilsender in der Schuhsohle statt auf Handyortung vertrauen oder einen riesigen Aschenbecher als Wanze einsetzen. Der Laptop der jungen BND-Agentin fliegt dafür gleich mal zum Autofenster raus: Wir arbeiten analog.
Das mit sichtlichem Vergnügen agierende Alt-Agenten-Ensemble, das charmante Spiel mit Alt und Neu, zu dem auch die Machart gehört, die nicht nur bei der Vorstellung der Protagonisten den Stil der Agentenfilme, der 1960er Jahre Stil kopiert, verleiht „Kundschafter des Friedens“ viel Charme. – Ein Leichtgewicht ist dieser Film zwar, aber pfiffig und spürbar mit Liebe gemacht und dadurch sehr sympathisch.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 10.2. bis Di 14.2.

Swiss Army Man: Verzweifelt möchte ein Schiffbrüchiger Selbstmord begehen, als eine Leiche an Land gespült wird, die bald nicht nur zu furzen beginnt, sondern sich als vielfältig einsetzbar erweist.
Im Gewand einer schrägen Komödie entwickelt sich „Swiss Army Man“ zu einer nicht nur höchst unterhaltsamen, sondern auch sehr berührenden Reflexion über das Leben, über Freundschaft und Liebe.
Dass der schwierige Balanceakt zwischen Klamauk und Tiefgang aufgeht, verdanken die Regiedebütanten Daniel Scheinert und Daniel Kwan auch den beiden wunderbar harmonierenden Hauptdarstellern Paul Dano und Daniel Radcliffe. Einfühlsam macht Dano nicht nur die Verlorenheit des Schiffbrüchigen, sondern auch dessen Sehnsüchte erfahrbar. Radcliffes Leiche erinnert dagegen einerseits an den Wert und die Schönheiten des Lebens, plädiert aber andererseits mit ihren Grenzüberschreitungen wie Furzen und öffentlicher Erektion für eine Befreiung von gesellschaftlichen Normen und ein befreites Leben, bei dem man nicht immer nur auf andere achtet, sondern sich treiben lässt und seine Leidenschaften und Gefühle auslebt.
„Swiss Army Man“ plädiert aber nicht nur für diese Befreiung, sondern führt sie im befreiten Erzählen, im Missachten aller Regeln und im lustvollen Drauflosfabulieren auch auf ansteckende Weise vor. In keine Schublade passt dieser Film, bereitet aber gerade dadurch großen Spaß, dass sich hier ein Regieduo einmal traut alle Konventionen hinter sich und ihrem Einfallsreichtum, der an die Filme von Spike Jonze und Michel Gondry erinnert, freien Lauf zu lassen.
Spielboden Dornbirn: Do 16.2., 19.30 Uhr