Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 09. Nov 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.11. - 16.11. 2017)

Beim Filmforum Bregenz steht diese Woche Darren Aronofskys höchst umstrittener Psychothriller „Mother!“ auf dem Programm. Im Andelsbucher Gasthof Jöslar wird dagegen mit Jean-Pierre Melvilles „Der Teufel mit der weißen Weste“ ein Klassiker des Gangsterfilms gezeigt.

Mother!: Frisch eingezogen in das mitten auf einer weiten Lichtung gelegene viktorianische Landhaus sind der Schriftsteller (Javier Bardem) und seine deutlich jüngere Frau (Jennifer Lawrence). Wie alle Figuren werden auch die Protagonisten namenlos bleiben und nie wird Darren Aronofskys Film das Landhaus, das die Frau nach einem Brand wieder aufgebaut hat, verlassen.
Weil der Mann an einer Schreibblockade leidet, kümmert sie sich um das Haus, malt die Zimmer aus, wird ihn später bekochen. Ganz dienende Funktion scheint sie zu haben, einzig da, um seine Inspiration wieder in Gang zu setzen. Empören kann man sich über das Frauenbild, das Aronofsky hier entwickelt, gleichzeitig darf man aber nicht übersehen, dass der Amerikaner für seine Protagonistin Partei ergreift. Denn er zeichnet sie bei diesem Höllentrip, der mit dem Eintreffen eines fremden Paares einsetzt und später mit der Ankunft ganzer Massen von Menschen seinen Höhepunkt erreicht, als eine ständig gebende und letztlich doch nur vom Mann ausgebeutete.
Spannend entwickelt sich "Mother!" nicht zuletzt dank seiner grobkörnig schummrigen Bilder und eines starken Sounddesigns in der ersten Hälfte, ermüdet aber in der zweiten Hälfte doch auch mit seiner Redundanz. Gleichzeitig bricht dabei in diesen Psychothriller, für dessen Grundstruktur offensichtlich Roman Polanskis Meisterwerk "Rosemary´s Baby" Pate stand, auch zunehmend ein Irrsinn herein, dem der Zuschauer wohl kaum mehr folgen wird. So abgehoben wird dieser Trip spätestens im Finale, dass man nur noch den Kopf schütteln oder darüber lachen kann.
Gleichzeitig spürt man aber auch die Inbrunst und den Ernst, mit denen nicht nur Aronofsky, der das Drehbuch in fünf Tagen geschrieben haben soll, erzählt, sondern auch Jennifer Lawrence diese geschundene, ausgebeutete und leidende Frau spielt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 11.11., 22 Uhr

 

Der Teufel mit der weißen Weste: Jean-Paul Belmondo träumt als wortkarger Killer Silien in Jean-Pierre Melvilles 1962 gedrehten Gangsterdrama vom Ausstieg aus dem Milieu und vom ruhigen Leben auf dem Land. Doch in den Filmen des 1973 verstorbenen Meisterregisseurs gehen diese Träume nie in Erfüllung. Denn wenn Menschen in Beziehung zueinander treten, kommt es im pessimistischen Menschenbild des Franzosen unweigerlich zu Verrat.
Weltsicht und Philosophie gehen dabei ganz in einer Krimihandlung auf, werden nie aufgesetzt formuliert. Der kühle Jazz trägt ebenso diese Stimmung wie die Schwarzweißfotografie und die vielen Nachtaufnahmen. Auch die langen Mäntel und die Hüte, die diese Gangster selbst in Wohnungen kaum abnehmen, vermitteln eine düstere Stimmung der Hoffnungslosigkeit.
Hier geht es nicht um Verbrechen und Strafe, um die Jagd auf die Gangster, sondern fast ausschließlich um die Beziehungen unter den Gangstern, um das Vertrauen, von dem hier das Leben abhängt, um Männerfreundschaft, aber auch um Misstrauen und tödlichen Verrat.
Nicht mit schnellem Schnitt, sondern in langen Einstellungen erzählt Melville folglich auch. Nicht um Action geht es, sondern um die Evokation einer Atmosphäre durch Äußeres, in der schon die ganze melancholische Stimmung der Vergeblichkeit zum Ausdruck kommt. Legendär ist eine neun Minuten 38 Sekunden lange Plansequenz, mit der ein ganzes Verhör auf dem Polizeirevier ungeschnitten eingefangen wird. Wie hier die Kamera zwischen Figuren wechselt und auf engem Raum immer in Bewegung ist, ist ein filmisches Kabinettstückchen.
Gasthof Jöslar, Andelsbuch: So 12.11., 18 Uhr – 3-gängiges Menü: 25 € - Anmeldung bis Freitag (10.11.) unter kontakt@joeslar.at; 20 Uhr Filmbeginn