Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Walter Gasperi · 31. Okt 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (1.11. - 7.11. 2013)

Im Rahmen von „Hunger.Macht.Profite“ laufen diese und kommende Woche mehrere Filme zum Agrar- und Ernährungssystem im Metrokino Bregenz, am Spielboden Dornbirn und in der Artenne Nenzing. Am Spielboden Dornbirn läuft auch „La Pirogue“, in dem Moussa Touré packend und tragisch aktuell von einer Flucht mit einem Fischerboot vom Senegal zu den Kanaren erzählt.

Hunger.Macht.Profite: In „The Food Speculator“ (Metrokino Bregenz, Mi 6.11., 20 Uhr) mischt sich der niederländische Regisseur Kees Brouwer selbst unter die Spekulanten an der Rohstoffbörse von Chicago, begibt sich auf seiner Forschungsreise aber auch auf die Straßen von Tunesien und versucht zu ergründen, worin die Ursachen für plötzliche Preissteigerungen von Nahrungsmitteln liegen. - Im Anschluss an die Vorführung findet ein Filmgespräch mit Roland Rupprechter (Börsenexperte der Hypo-Landesbank Vorarlberg), Johannes Rauch (Klubobmann der Vorarlberger Grünen) und Gertrude Klaffenböck (FIAN) statt.
Sonja Mühlemann und Jeanne Woodtli stellen dagegen in ihrem Dokumentarfilm „Eine Handvoll Zukunft“ (Metrokino Bregenz, Do 7.11., 20 Uhr) die Gartenkooperative Ortoloco im schweizerischen Dietikon vor.  Über 100 GenossenschaftlerInnen ziehen hier ohne Chemiedünger ihr eigenes Gemüse, denn sie möchten wissen, was auf den Tisch kommt. Im Anschluss an diese Vorstellung gibt es ein Filmgespräch mit zwei Mitgliedern der Gartenkooperative Ortoloco und Stefan Grosslercher vom Verein zur Förderung subsistenorientierter Lebensweise.
In „Land Rush“ (Artenne Nenzing, Fr 8.11. 19 Uhr) zeigen Hugo Berkeley und Osvalde Lewat, wie landhungrige Unternehmen in Mali Land pachten, um dessen fruchtbare Gebiete zu Anbauflächen der exportorientierten Agrarindustrie zu machen. Der Film begleitet die Verhandlungen zwischen einem amerikanischen Konzern und malischen Kleinbauern. Das anschließende Filmgespräch bestreiten Brigitte Reisenberger (FIAN Österreich) und Franz Rauch (Eine-Welt-Gruppe-Schlins-Röns).
In „Kleine Bauern – große Bosse" (Spielboden Dornbirn, Mo 11.11., 20.30 Uhr) spüren Oda Lambrecht und Lutz Ackermann der Entwicklung der Landwirtschaft in der EU nach, untersuchen, wer vom Boom der Landwirtschaft profitiert und wer ihn befördert und stellen ein Gegenbeispiel zur zunehmenden Konzentration der Branche vor. Im anschließenden Filmgespräch diskutieren Simon Vetter (Vetterhof Lustenau) und Ludwig Rumetshofer (ÖBV-Via Campesina Austria).
Auf die Verhältnisse in Lateinamerika blickt dagegen Viviana Uriona, die in „Sachamanta“ den erfolgreichen Kampf indigener Gemeinschaften der nordargentinischen Region Sandiago del Estero gegen Landraub und Entrechtung schildert. Eine wichtige Rolle spielen dabei fünf bäuerliche Radiostationen, die den unzensierten Austausch von Botschaften und Absprachen über die Weite des Landes ermöglichen. Im anschließenden Filmgespräch unterhalten sich Simone König (ÖBV-Via Campesina Austria) und ein Mitarbeiter des freien Radio Proton.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 6.11. + Do 7.11. - jeweils 20 Uhr
Artenne Nenzing: Fr 8.11. - 19 Uhr
Spielboden Dornbirn: Mo 11. 11. + Di 12.11. - jeweils 20.30 Uhr


La Pirogue: 30.000 Afrikaner versuchten zwischen 2005 und 2010 auf Fischerbooten von Westafrika zu den Kanaren und so weiter nach Europa zu gelangen. 6000 kamen dabei ums Leben. Moussa Touré, der vor 16 Jahren mit dem Roadmovie „TGV“, in dem er von einer Busreise von Senegal nach Guinea erzählte, einen internationalen Arthouse-Erfolg landete, pickt exemplarisch eine Gruppe heraus und lässt den Zuschauer ihre Reise in seinem bewegenden Film hautnah miterleben.
Auf eine farbenprächtige Schilderung des Alltags im Senegal, in dem alte Rituale und I-Phones aufeinander prallen, in dem Träume vom Fußballstar oder Musiker in Europa oder auch nur von der Arbeit auf einer spanischen Gemüseplantage angesprochen werden, folgt bald die gefährliche Bootsfahrt, bei der Differenzen innerhalb der Gruppe mit äußeren Gefahren vom spektakulär inszenierten Sturm bis zu Motorschaden und drohendem Verdursten wechseln. Aufgebrochen wird dabei auch das in Europa oft pauschal verwendete Bild vom „Afrikaner“, denn wenn die 30 Flüchtlinge aus unterschiedlichen Volksgruppen sich teilweise nur über einen Dolmetscher verständigen können, wird klar, wie große Unterschiede hier bestehen.
Durch die nah geführte Kamera vermittelt Touré beklemmend die klaustrophobische Enge auf dem Boot und macht eindringlich bewusst, was für menschliche Schicksale hinter nüchternen Schlagzeilen von solchen Flüchtlingskatastrophen stehen.
Spielboden Dornbirn: Di 5.11. - 7.11. - jeweils 20.30 Uhr