Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 31. Dez 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (1.1. - 7.1. 2016)

Im Andelsbucher Gasthaus Jöslar wird diese Woche die pechschwarze und politisch höchst unkorrekte Komödie „Adams Äpfel“ gezeigt. Beim TaSKino Feldkirch steht dagegen der Dokumentarfilm „The Look of Silence“ auf dem Programm, mit dem Joshua Oppenheimer den indonesischen Völkermord der 1960er Jahre dem Vergessen entreißt.

Adams Äpfel: Ein Neonazi wird zur Resozialisierung in die Obhut eines Pfarrers gegeben, der nur das Gute sieht.
Was als pechschwarze Komödie beginnt, wandelt sich zunehmend zum packenden Drama, das die Frage nach der Existenz und der Gerechtigkeit Gottes aufwirft. Virtuos changiert der Däne Anders Thomas Jensen dabei nicht nur zwischen den Tonlagen, sondern zitiert ebenso gekonnt Hitchcock wie zahlreiche biblische Motive: Vom Blitz, der in einer Saulus-Paulus-Szene die Umkehr bringt, und dem brennenden Dornbusch bis zu einer Abendmahlszene mit Apfelkuchen spannt sich der Bogen. Und quer durch den Film zieht sich das immer wieder wie von göttlicher Hand aufgeschlagene alttestamentarische Buch „Hiob“.
Durchschlagskraft gewinnt „Adams Äpfel“ vor allem durch die ebenso trockene wie wendungsreiche Inszenierung und die bis in die Nebenrollen perfekte Besetzung.
Geradezu mit protestantischer Klarheit und Einfachheit wird erzählt, auf alle Schnörkel wird verzichtet. Die Räume sind förmlich kahl gefegt und kaltes blaues und blassgrünes Licht und Farben evozieren ebenso Gottesferne wie die Natur um den Apfelbaum Wärme und Schutz. Über die formale Gestaltung, über Licht und Farben, den Wechsel von Innen und Außen, Enge und Weite wird so über innere Einengung und Freiheit des Menschen diskutiert. Sowohl der von Mads Mikkelsen gespielte Pfarrer als auch Ulrich Thomsen als Neonazi müssen dabei erst langsam lernen ihre falsche Einstellung zu Leben und Welt zu überwinden, um zu einem befreiten und glücklichen Leben zu finden.
Gasthaus Jöslar, Andelsbuch:
So 3.1., 20 Uhr (18 Uhr: Gaumen + Kino: Wir kochen zwei feine Gänge - Reservierungen unter Tel.: 05512 2312 bzw. kontakt@joeslar.at)

The Look of Silence: An eine dunkle Zeit erinnert der Dokumentarfilmer Joshua Oppenheimer, der sich nach „The Act of Violence“ in „The Look of Silence“ erneut mit dem Völkermord im Indonesien der 1960er Jahre auseinandersetzt. Näherte sich Oppenheimer in „The Act of Violence“ aber aus der Perspektive der Täter dem Thema, so stehen nun die Opfer im Mittelpunkt.
Auf die grellen Momente des Vorgängerfilms verzichtet der Texaner hier, folgt vielmehr ruhig dem Bruder eines Opfers, der die Täter und deren Angehörige mit ihren Verbrechen konfrontiert und über das Schicksal seines Bruders befragt.
Diese reden sich dabei nicht nur – wie in solchen Fällen üblich – darauf hinaus, im Auftrag der Regierung gehandelt zu haben, sondern drohen dem Nachfragenden auch mehr oder weniger offen, denn die Täter sind hier immer noch an der Macht. Nur Schuldgefühle zeigen sie nicht in diesem leisen, aber in seiner konzentrierten Inszenierung erschütternden Dokumentarfilm, in dem am Einzelschicksal das Grauen des Massenmords präsent gemacht wird. Mit beharrlichem Blick zerrt Oppenheimer die verdrängte Wahrheit ans Licht, erteilt dem Vergessen eine Absage, plädiert aber dennoch nicht für Rache, sondern für Vergebung.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Do 7.1., 20.30 Uhr + Fr 8.1., 22 Uhr