Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 30. Nov 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (1.12. - 7.12. 2017)

Im Filmforum Bregenz steht diese Woche Cédric Klapischs nicht zuletzt von der prächtigen Landschaft des Burgunds lebende Familiengeschichte „Der Wein und der Wind“ auf dem Programm. Das Takino Schaan zeigt dagegen mit Laurent Tirards „Der kleine Nick“ einen hinreißenden Kinderfilm.

Der Wein und der Wind: Drei Geschwister einer Winzerdynastie müssen sich nach dem Tod ihres Vaters Klarheit über ihre eigenen Rollen und die Zukunft des Familienbetriebs verschaffen.
Fast aus den Augen zu verlieren scheint Cédric Klapisch über die emphatische Beschwörung des Burgunds und seiner Weinkultur phasenweise die Handlung, die sich vom lichtdurchfluteteten in warmes Goldgelb getauchten Sommer mit grünen Weinstöcken und reifen Trauben über den nebligen Herbst und den grauen Winter mit kahlen Weinstöcken bis zum nächsten Sommer spannt.
Die unterschiedlichen Probleme der Geschwister verknüpft der Franzose andererseits leichthändig, betont sie nicht übermäßig, setzt nicht auf großes Drama, sondern entwickelt sein Geschwisternporträt angenehm unaufgeregt. Fließend lässt er immer wieder kurze Erinnerungen des Ältesten hereinbrechen, deckt Bruchlinien auf, vor allem aber entsprechend dem Originaltitel „Ce qui nous lie“ Verbindendes, lässt das Trio Entscheidungen treffen und in seine neuen Rollen hineinwachsen.
Allzu bruchlos und glatt mögen sich hier die Probleme auflösen. Zu wenig nachhaltig mag diese Familien- und Winzergeschichte letztlich sein, eher ein leichter Sommerwein als ein schwerer Rotwein. Aber im Gespür für den richtigen Ton, der gefühlvollen, aber nie sentimentalen Erzählweise und der stimmungsvollen und bildstarken Feier des Burgunds bietet „Der Wein und der Wind“ doch ein ebenso reizvolles wie sympathisches Kinoerlebnis.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr. 1.12., 22 Uhr

 

Der kleine Nick: Rund 50 Jahre hat es gedauert, bis René Goscinnys und Jean-Jacques Sempés Kinderbuchserie 2009 für die Leinwand adaptiert wurde. Laurent Tirard versuchte dabei glücklicherweise nicht die Anfang der 1960er Jahre spielenden Geschichten zu aktualisieren, sondern bemüht sich den Geist der Vorlage zu treffen. Liebevoll knüpft der Franzose im Vorspann mit Bleistiftzeichnungen und Papierschnitten an die Illustrationen Sempés an und lässt gleichzeitig die Welt Nicks entstehen. Die eigentliche Handlung wird dann von Bonbonfarben bestimmt. Genau wird hier Stil und Mode der Zeit getroffen und in der Kulisse erinnert der Film auch an Jacques Tatis „Mon Oncle“, an dem sich Tirard nach eigener Aussage auch orientiert hat.
Hinreißend besetzt sind die Kinderrollen, wunderbar prägnant gezeichnet vom Streber Adalbert über den Vielfraß Otto und den superreichen Georg bis zu Chlodwig, der von der Lehrerin stets in die Ecke gestellt wird. Ein autoritärer Schulwart fehlt ebenso wenig wie eine liebevolle und geduldige, von Sandrine Kiberlain wunderbar gespielte Lehrerin, die einen Gegenpart in einer kurzzeitigen Vertretung erhält.
Ungemein ereignisreich, aber nie hektisch ist dieser Kinderfilm. Genau kontrolliert ist das Erzähltempo, perfekt das Timing bei der Situationskomik. Auf Augenhöhe mit den kleinen Helden ist man hier, lacht nie über sie, sondern fühlt mit ihnen. So unterhaltsam das aber auch ist, so verliert Tirard doch nie aus dem Auge, dass es hier auch um kindliche Ängste, um den Wunsch nach Liebe und Geborgenheit geht. – Außer Frage steht dabei freilich, dass für die Protagonisten alles gut enden wird, sodass gewiss ist, dass große und kleine Zuschauer nach diesen bezaubernden 90 Minuten mit einem Lächeln und etwas glücklicher das Kino verlassen werden.
Takino Schaan: Mi 6.12., 14.30 Uhr (im Rahmen der „Zauberlaterne“)