Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 22. Okt 2015 · CD-Tipp

Yo La Tengo: Stuff Like That There

Gitarrist Ira Kaplan und Drummerin Georgia Hubley waren ebenso wie der als Gastmusiker eingeladene Dave Schramm bereits 1984 Gründungsmitglieder der in Hoboken, New Jersey, stationierten Indie-Rock-Band Yo La Tengo, Bassist James McNew ist auch schon seit Anfang der 1990er Jahre mit dabei. Das Projekt hat also Konstanz, da verwundert es auch nicht, dass man an Jubiläen denkt. 1990 kam „Fakebook“, ein grandioses Album mit Coverversionen etwa von Cat Stevens-, John Cale- oder The Kinks-Songs heraus, exakt 25 Jahre später beschreiten Yo La Tengo mit „Stuff Like That There“ genau dieselben musikalischen Wege.

Unter Verzicht auf jegliche Noise-Attacken oder Feedback-Orgien haben sie rein akustisch und sehr reduziert im 60er Jahre Folk-Pop-Stil – McNew erlernte dafür sogar das Spielen auf dem Kontrabass – 14 Songs eingespielt, die wie aus einem Guss wirken, aber völlig verschiedenen Ursprungs sind. Die Highlights interpretiert Georgia Hubley mit wunderschön klarer Stimme und viel Wehmut: den Hank Williams-Standard „I’m So Lonesome I Could Cry“, den von Darlene McCrea bekannt gemachten Schmachtfetzen „My Heart’s Not In It“ oder den The Cure-Hit „Friday I’m In Love“. Ehemann Ira Kaplan funktioniert wunderbar als zweite Stimme, macht aber auch als Leadstimme eine gute Figur, etwa in „Before We Stopped to Think“ von den Great Plains. Yo La Tengo covern aber auch sich selber und spielen drei eigene Songs aus dem reichhaltigen Repertoire frei jeglicher musikalischer Härteattacken neu ein. Auch die beiden neuen Kompositionen „Rickety“ und „Awhileaway“ gliedern sich perfekt in die zart schwebende, aber keineswegs langweilige, mitunter etwas psychedelisch wirkende Klangwolke ein. Angesichts der kühlen Herbsttage, die noch auf uns warten - Kuschelsongs für Fortgeschrittene!

(Matador)