The xx: I See You
Das 2009-er Debut-Album „xx“ und das 2012 erschienene „Coexist“ sind zusammen 2,7 Millionen mal über den (auch virtuellen) Ladentisch gegangen, anlässlich ihrer Tourneen verkauften sie hunderttausende Tickets, und dazu wurden beide Alben auch noch von der Kritik gefeiert und mit renommierten Preisen bedacht. Während andere Bands angesichts solcher Erfolge gerne mal zu Plagiatoren ihrer selbst verkommen, ist es Jamie Smith, Oliver Sim und Romy Madley Croft auf ihrer dritten Produktion „I See You“ gelungen, gleichzeitig ihr aus reduziertem Indie-Pop und ausgeklügelten, auf der Höhe der Zeit befindlichen Electronics zusammengemischtes Erfolgsrezept weiterzuköcheln, aber auch durch leise Akzentverschiebungen und ein paar neue Zutaten zusätzliche Geschmacksnerven auf wohltuende Weise zu aktivieren.
Zwar ist die Grundstimmung immer noch melancholisch, introvertiert und problembehaftet, aber es gibt auch lichtere, frischere, eingängigere Momente, zu denen man sich bewegen möchte. Sim und Croft harmonieren in ihren Gesangsparts immer noch perfekt, vor allem letztere hat aber hörbar an Kraft und Selbstvertrauen zugelegt. Smith erregte als Jamie xx mit seinem Solo-Album „In Colour“ letztes Jahr ebenso großes Aufsehen wie mit diversen Mixes für prominente Acts wie Drake, Alicia Keys, Radiohead oder Adele. Nun sorgte der umtriebige Mischpultartist für eine Unmenge ausgeklügelter Beats und dezente, aber wirkungsvolle stilistische Erweiterungen, die perfekt ins erfolgreiche Soundkonzept passen und dennoch für Abwechslung sorgen. Mit „I See You“ wird das unorthodoxe Trio aus London sicher eine Menge neuer Fans dazugewinnen, ohne die alten zu verlieren, denn jener Charme, der der Diskrepanz aus verhaltener Zerbrechlichkeit und wohlstrukturierter Perfektion entspringt, ist nach wie vor unwiderstehlich. (Young Turk/Beggars)
Konzert-Tipp: Wer The xx bald einmal sehen will, muss am 18.2. nach Basel, am 23.2. nach Wien oder am 24.2. nach München fahren.
