Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 07. Sep 2015 · CD-Tipp

Sokratis Sinopoulos Quartet: Eight Winds

Jazz-Fans kennen den griechischen Lyra-Virtuosen Sokratis Sinopoulos vor allem von seinem Engagement bei Charles Lloyd, das durch das kürzlich erschienene „Blue Note“-Album „Wild Man Dance“ des Saxophonisten eindrucksvoll dokumentiert ist. Im Weltmusik-Bereich erregte der Schüler des legendären auf Kreta lebenden irischen Lyra-Spezialisten Ross Daly vor allem in den Ensembles von Eleni Karaindou und Maria Farantouri, auf deren ECM-Produktion er mitwirkte, Aufsehen. Nun legt der 40-jährige Athener auf dem Münchner Label sein eindrucksvolles Debut als Leader vor.

Mit 12 Eigenkompositionen im Spannungsfeld von traditioneller Folklore, Jazz und Neuer Musik, die Sinopoulos aber nicht als bloße Fusion verstanden wissen will, versucht er den universellen Charakter der Lyra zeitgemäß zu verorten – jenseits der hauptsächlichen Verwendung in der traditionellen Tanzmusik. „Es ist als hätte man so etwas wie eine Zeitmaschine, die dich ins Mittelalter zurückbringen oder auf Reisen durch die Geschichte Griechenlands, des Balkans und vieler anderer Länder mitnehmen kann“, meint Sinopoulos, der sich auch als Musikwissenschaftler mit der Geschichte des Instruments befasst und seine Musik atmosphärisch in der Ägäis verankert sieht. Der ausgesprochen gefühlvoll agierende Drummer Dimitris Emmanouil und Kontrabassist Dimitris Tsekournas weben perfekte rhythmische Teppiche, über die Sokratis Sinopoulos und sein kongenialer Partner Yann Keerim am Piano ihre wunderbaren Melodien legen können. So entstehen sehnsuchtsvoll-nachdenkliche, von sonnendurchtränkter Melancholie getragene Balladen ebenso wie – als eine Art Echo aus der folkloristischen Tradition – fast schon in die Beine gehende beschwingte Passagen. Das Sokratis Sinopoulos Quartet schwelgt fern jeglichen Kitsches in einem  zeitlos schönen Gruppensound, und die Lyra ist ein Instrument, das – zumindest wenn es so gespielt wird – wohltuend an der Seele rührt.

(ECM/www.lotusrecords.at)