Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 16. Mai 2015 · CD-Tipp

Snarky Puppy & Metropole Orkest: Sylvia

Die zwölf Stammspieler des ursprünglich aus Texas stammenden und nun in Brooklyn residierenden vierzigköpfigen Musikerkollektivs Snarky Puppy und die 52 Mitglieder des experimentierfreudigen holländischen Metropole Orkest standen oder saßen je nach Instrument im Aufnahmesaal verteilt, wie die Bäume eines Waldes, dazwischen dreihundert ZuhörerInnen – alle mit Kopfhörern versehen. In diesem außergewöhnlichen Setting wurde an zwei Abenden das ebenso unkonventionelle Album „Sylvia“ 100 % live ohne Overdubs eingespielt, was auch filmisch festgehalten wurde und praktischerweise als DVD gleich mitgeliefert wird.

Snarky Puppy-Mastermind und Bassist Michael League komponierte diesem außergewöhnlichen Klangkörper die sechs zwischen drei und knapp zwanzig Minuten langen Stücke, die alle mit dem Thema „Wald“ zu tun haben, auf den Leib, denn ein bloßes „Snarky Puppy & Strings“ hätte den genialen Querdenker nicht interessiert. „Mein Konzept war es, die vielen Seiten und Charaktereigenschaften des einzigen Ortes festzuhalten, an dem ich mich als Mensch wirklich mit der Erde verbunden fühle,“ so League. Aus einer Vielzahl an Klangfarben werden impressionistische Stimmungsbilder gewoben, die sich zu monumentalen Grooves mit hypnotischer Sogkraft entwickeln. Zarte Töne, harter Funk und rockige Soli sind im Soundtrack zu diesen Wäldern, deren reale Vorbilder League besucht hat, zu finden. Der übliche Snarky Puppy-Charme, die raffiniertesten Arrangements mit gefinkelten Harmonie- und Rhythmenwechseln lockerflockig daherkommen zu lassen, erlebt in diesem Großprojekt eine neue Blüte. Das erfolgreiche Band-Motto „For your brain and booty“, also Bewegung in Hirn und Hintern der ZuhörerInnen zu bringen, funktioniert also auch im Cinemascope-Format. Genial!

(Impulse!/Universal)