Saint Chameleon: Mockingbird
Einen Tom Waits-Ähnlichkeitswettbewerb würde der junge Grazer Singersongwriter Luka Sulzer vermutlich locker gewinnen. Klar werden dem radikalen Ansatz des kalifornischen Großmeisters schräger Genialität etwas die Ecken und Kanten abgeschliffen, wird dessen konsequente Ablehnung der Befriedigung massentauglicher Hörgewohnheiten in Richtung chartstaugliche Formate abgemildert, aber das Debütalbum von Saint Chameleon bietet durchaus Vergnügliches und Hörenswertes.
Zur Band gehören neben Sulzer Kontrabassist Kajetan Kamenjasevic, Thilo Seevers, der diverse Tasten drückt, Drummer David Dresler, Gitarrist Lukas Custos und die beiden Bläser Martin Mayr (Sax, Klarinette, Flöte) und Emiliano Sampaio (Posaune). Sie bringen ihre abwechslungsreiche Melange aus Alternative-Pop mit Swing, Latin, Balkan-Einflüssen und rumpelndem Blues mit einer großartigen Lässigkeit herüber, einem Retro-Charme, in dem ganz großes Drama und spitzfindiger Humor gleichermaßen Platz finden. Manchmal scheinen die gebündelten Energien geradewegs in die Beine zu fahren und zum Tanzen einzuladen, anderes lädt zum Grooven und Mitsingen ein, während man sich dann doch lieber wieder bequem zurücklehnt, den musikalischen Feinheiten lauscht, sich von Luka Sulzers ausdrucksstarker, reizvoll gebrochener und doch in den starken Melodien schwelgender Stimme verzaubern lässt und verträumt am Drink nippt. Selten machte Headbangen auf dem Sofa oder dem Tanzboden mehr Spaß!
(MoD music/Hoanzl)
