Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Füssl · 12. Dez 2016 · CD-Tipp

Roberto Fonseca: ABUC

Oftmals entfacht der kubanische Pianist und Keyboarder Roberto Fonseca mit seiner erstklassigen, teilweise in Orchestergröße agierenden kubanischen Crew einen rhythmischen Sog, dem selbst Latin-ferne Musikliebhaber unmöglich widerstehen können. Seine Mambos, Chachachás, Contradanzas oder Descargas kommen so energiegeladen und druckvoll daher, als handle es sich um Trouvaillen aus den 1940-er/50-er/60-er Jahren, als amerikanischer Jazz und kubanische Tanzmusik eine brodelnde, massentaugliche Fusion eingingen.

Fonsecas Vergangenheit beim „Buena Vista Social Club“, wo er den legendären, 55 Jahre älteren Rubén González an den Tasten ersetzte, und seine ausgedehnten Touren mit Ibrahim Ferrer oder Omara Portuondo haben den gleichermaßen explosiven wie gefühlvollen Tastenstar sicherlich ideal auf dieses spannende Experiment vorbereitet. Um ideal passendes Zeitkolorit für diese farbenreiche Reise durch die kubanische Musikgeschichte einzufangen, wurde die Aufnahmetechnik um Jahrzehnte zurückgeschraubt, unter anderem sorgte der älteste Toningenieur Kubas für den passenden Sound. Auch wenn „ABUC“ rückwärts gelesen „CUBA“ bedeutet, ist es kein rückwärtsgewandtes, nostalgisches Projekt, was schnell langweilig würde. Vielmehr hat Roberta Fonseca auch viele Elemente des zeitgenössischen Jazz bis hin zum Hip-Hop sehr stimmig in seine rhythmisch und melodisch perfekt ins Ohr gehenden Kompositionen integriert, die von einer orchestralen und einer Solo-Piano-Interpretation von Ray Bryants Latin-Klassiker „Cubano Chant“ als einzige Fremdkomposition umrahmt werden. Mit dem Abspielen dieser Platte in winterlicher Dauerrotation erspart man sich mit Sicherheit eine Menge an Heizkosten.

(Impulse!/Universal)