Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Füssl · 16. Feb 2015 · CD-Tipp

Marius Neset: Pinball

Der erst 29-jährige Norweger Marius Neset genießt bereits den Ruf, einer der ganz großen Saxophonisten und Komponisten des jungen europäischen Jazz zu sein, was er mit seinem exzellenten neuen Album „Pinball“ sicherlich noch untermauern wird. Zu seiner Stammbesetzung mit Ivo Neame an den Tasteninstrumenten, Petter Eldh am Bass und Anton Eger an den Drums hat er sich den wendigen Vibraphonisten und Marimbaspieler Jim Hart geholt und er fettet den ohnehin schon ungemein dichten Sound je nach Bedarf noch mit Cello, Violine oder Flöte auf.

Vom ersten Stück weg wird man unweigerlich in einen musikalischen Mahlstrom aus komplizierten rhythmischen Sprüngen, Harmonieverschiebungen, kraftvoll-exzessiven Ausbrüchen, wilden Grooves und spannenden Entspannungsmomenten gesogen. Das kann extrem komplex und total verspielt zugleich klingen, erfordert total konzentriertes Zuhören, was aber wiederum höchstes Vergnügen in sich birgt. Marius Neset scheint vor musikalischen Ideen fast zu bersten. Wenn man in seiner Biographie dann liest, dass er sieben Jahre am Rytmisk Musikkonservatorium in Kopenhagen studierte, dessen musikalischer Direktor der für seinen exzentrischen Spielwitz und seine enorme stilistische Offenheit bekannte englische Pianist Django Bates ist, der zum entscheidenden  Einfluss und Förderer Nesets wurde, weiß man, woher der Wind weht. „Pinball“ ist ein 61 Minuten und 17 Sekunden dauerndes Flipperspiel voller Raffinessen und Jackpots, bei dem die „Highest Scores“ nur so purzeln und immer noch eine Extrakugel ins Spiel kommt, wenn man es schon gar nicht mehr für möglich hält. Marius Neset ist der Pinball Wizard, keine Frage! (ACT)