Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Füssl · 19. Aug 2013 · CD-Tipp

Lucian Ban/Mat Maneri: Transylvanian Concert

Auch in der durchorganisierten und hochtechnisierten Musikbranche gibt es noch so etwas wie glückliche Zufälle: etwa am 5. Juni 2011. Im Anschluss an eine Tournee, in deren Rahmen der Pianist Lucian Ban und der Bratschist Mat Maneri Musik zu den Filmen des russischen Regisseurs Andrej Tarkovsky gespielt hatten, lud ein überaus begeisterter Veranstalter die beiden in den Kulturpalast der rumänischen Stadt Targu Mures, um einen Duo-Abend zu geben.

Glücklicherweise bestand die Möglichkeit, diesen einmaligen Abend mitzuschneiden und dieses außergewöhnliche „Transylvanian Concert“ via ECM auch den Menschen jenseits der Heimat Draculas bekannt zu machen. Lucian Ban, der aus der Gegend stammt, aber seit 1999 in New York lebt, und der vor allem in der Band seines Vaters Joe Maneri bekannt gewordene Mat Maneri begegnen sich eine knappe Stunde lang in einem spannungsgeladenen und breit gefächerten Dialog, in dem sie nicht nur die Grenze zwischen Komposition und Improvisation gänzlich verwischen, sondern auch jene zwischen avantgardistischem Jazz und klassischer Kammermusik, zwischen Blues und Zwölftonmusik. Hier musizieren zwei verwandte Geister, die sich höchst kreativ aneinander reiben – sei es in wunderbar lyrischen Stimmungsbildern oder in dynamischen Eruptionen. Faszinierend ist auch, was Mat Maneri in seiner Soloimprovisation zum Spiritual „Nobody Knows The Trouble I’ve Seen“ daherzaubert. Eine Platte, die viel Aufmerksamkeit verlangt – was aber auch belohnt wird, je öfter man sie hört.
(ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at)